“Tales Of Wanderings” ist zwar das erste Album von OLD SILVER KEY, Unbekannte verstecken sich dahinter allerdings nicht. An vorderster Front steht Neige, der wie auch bei den Franzosen Alcest den Gesang beisteuert. Zusammen mit Roman Saenko von Drudkh rief er dieses Projekt ins Leben, letzterer brachte gar den Rest der ukrainischen Band mit in dieses Projekt ein. Liest sich auf dem Papier nach einer tollen Kollaboration, ist die Umsetzung letztendlich umso enttäuschender.
Irgendetwas muss hier schief gelaufen oder auf der Strecke geblieben sein. Alcest ist wesentlich schwarzmetallischer, Drudkh sowieso und dazu wesentlich atmosphärischer. Ständig vergleichen wollen wir OLD SILVER KEY trotz der offensichtlichen Notwendigkeit aber trotzdem nicht, aber auch als eigenständiges Album kann „Tales Of Wanderings“ nicht nachhaltig überzeugen. Vom Gedanken, hier Black Metal geboten zu bekommen, muss man sich eh schnellstens verabschieden, bis auf wenige Momente kommt er überhaupt nicht durch. Vielmehr bietet das Projekt nur durchschnittlichen Post-Rock, der zwar eine dichte, schwelgerische, psychedelische Soundwand erzeugen kann, dabei aber kaum Atmosphäre und Gefühl vermittelt. Auch der oft hochgelobte Neige ist hier eher ein Schwachpunkt, eintönig und weinerlich liegt sein Gesang über dem eh schon fragilen Klanggerüst und erinnert dabei nicht selten an diverse Emo-Rock-Gruppen. Dabei agiert der Franzose auch noch wesentlich softer als bei Alcest, um doch wieder einen Vergleich anzubringen, Schreie oder sonstige Gefühlsausbrüche darf man die gesamte Spielzeit über nicht erwarten.
„November Nights Insomnia“ etwa könnte sogar als schmusiger Gothic Rock durchgehen und steht dabei stellvertretend für die Zahnlosigkeit und das vergebene Potential der Platte. Einzig das instrumentale „Nineteen Winters Far Away From Home“ sticht für mich heraus, hier wird die schwarzmetallische Schlagseite mal etwas deutlicher und tatsächlich kann hier Atmosphäre kreiert werden. Bei „Burnt Letters“ gefällt die leicht düstere Ausrichtung ebenfalls, wenn ein im Vorfeld als maximal durchschnittlich betiteltes Lied aber schon das Highlight des Albums ist, sollte eh klar sein, dass man hier nicht zu viel erwarten darf.
Im Endeffekt ist OLD SILVER KEY leider nicht mehr als eine Light-Version von Alcest und Drudkh. Handwerklich ist das schon alles gut und auch von der Idee, aber bringt ja nichts, wenn das Songwriting mäßig ausfällt und keine Emotionen transportiert werden können. Ich weiß nicht so recht, wem ich das empfehlen soll, wenn man nicht gerade etwas Seichtes zum schlichten Nebenbeihören. Dann doch eher qualitativ hochwertigeres die beiden Hauptbands. Oder auch Agalloch, Anathema, Antimatter oder Katatonia, die irgendwie in eine ähnliche Richtung gehen, aber auf ihre jeweilige Art und Weise wesentlich besser sind und für langanhaltendes Hörvergnügen sorgen.
Wertung: 3.5 / 10