Review Ophis – Withered Shades

  • Label: Solitude
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Doom Metal

„Was machen denn eigentlich OPHIS so?“, dachte ich mir eines schönen Nachmittags vor gar nicht allzulanger Zeit und surfte auf dem Metal Archives Profil der Hamburger vorbei, schließlich hatte Bandkopf Philipp im Interview letztes Jahr ja versprochen, dass eigentlich schon im Frühjahr 2010 die neue Platte kommen sollte. So so, ein neuer Bassist ist also mit an Bord, heißt aber mit Vornamen genau wie der alte. Und ja, da steht sie ja, die Ankündigung zum neuen Album. „Withered Shades“… Aber was steht da noch? Keine Eigenproduktion mehr? Tatsächlich, OPHIS sind mit ihrer zweiten Langrille beim russischen Doom Metal Label Solitude Productions untergekommen. Und kaum hatte ich diese Überraschung verwunden, war auch schon die Post da, brachte eine neue Lieferung Promos und mitten drin: OPHIS mit „Withered Shades“. Wie das Schicksal manchmal so spielt…

Drei Jahre nach „Stream Of Misery“ ist er jetzt also da, der neue Doomdeath Hassbrocken aus dem hohen Norden unserer schönen Republik. Fünf Tracks, die zusammen über eine Stunde lang gehen, so lob ich mir das. Äußerlich nett aufgemacht (das Coverartwork von Dusan Belohlakev erinnert mich zwar etwas an Black Metal, aber hey, es passt schon irgendwie), aber wirklich wichtig sind doch eher die inneren Werte. Was hat sich also getan in den drei Jahren?
Nicht so besonders viel. Und das ist eine gute Sache. OPHIS klingen immer noch wie sie selbst. Bösartige, kriechende Gitarrenriffs, heftige Growls aus Bandkopf Philipps Kehle, überlange Songs, die aber so exzellent durchkomponiert sind, dass sie nie langweilig werden, und dann immer wieder diese Augenblicke, in denen die unglaublich finstere Musik von Riffs und Hooklines durchbrochen wird, die so wunderschön und todtraurig sind, dass man eigentlich gar nicht anders kann, als die Luft anzuhalten und die Ohren aufzusperren, um bloß nichts zu verpassen. Hin und wieder (besonders beim Opener „The Halls Of Sorrow“) erinnern mich die Hamburger etwas latenter an eine wirklich extrem schlecht gelaunte Version der Kollegen von Mourning Beloveth, ihren ureigenen Sound verrät die Band aber letzten Endes nie. Und tatsächlich ist man doch hier und da bereit, ein paar ungewohntere Wege zu beschreiten. Die Musik auf „Withered Shades“ ist deutlich dynamischer als noch auf „Stream Of Misery“. Brutal walzende Doomstücke wechseln sich mit Parts ab, die sich tatsächlich in höheren Temposphären bewegen. Wirklich rasend schnell wird’s zwar nie, aber gehobenes Midtempo bietet das Quartett schon.
Übrigens genau wie einen Gastsänger, in Form von Seuche, den Frontmann der Hamburger Black Metal Band Fäulnis, der „Suffering Is A Virtue“ mit seinen BM-Screams veredelt. Wirklich extrem gefällige Angelegenheit, der Kreischgesang ist eine nette Abwechslung zu Philipps Mördergrowls und ergänzt diese großartig. Vielleicht sollten OPHIS mal darüber nachdenken, ihre Musik etwas „fester“ mit solchen Gesangslagen anzureichern, ich denke, das würde sich ganz gut machen.

Ansonsten ist alles im grünen Bereich. Die fünf Tracks auf „Withered Shades“ sind erstaunlich eingängig und setzen sich schon nach wenigen Durchgängen unerbittlich im Gehörgang fest, bieten aber trotzdem noch genug Entdeckungspotential. Auch technisch kann man nicht meckern, der Sound ist transparent und druckvoll, die Gitarren hätten vielleicht etwas tiefer, dröhnender daher kommen können, aber so wie es ist, klingt es auch sehr amtlich. Wenn man dann auch noch die mehr als faire Spieldauer der Scheibe mit einrechnet, lässt sich wohl nur sagen, dass OPHIS es relativ mühelos geschafft haben, ihr schon verdammt starkes Debüt zu toppen. Mal schauen, ob sie das Kunststück mit ihrer nächsten Scheibe auch noch einmal vollbringen, ich bin sehr gespannt und vergebe derweil:

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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