Review Paradox – Tales Of The Weird

In der Zeit ihres Bestehens waren die deutschen Thrasher PARADOX länger inaktiv als aktiv – auf einen laut krachenden Start in den 80ern folgten zehn Jahre Stille, nach dem umjubelten Comeback im Jahre 2000 eine weitere Pause. Drei Jahre nach „Riot Squad“ ist nun der sechste Streich „Tales Of The Weird“ da, der die Grenzen des Genres Thrash noch deutlicher als seine Vorgänger überschreitet.

Ließen PARADOX auch auf ihren frühesten Werken hier und da bereits Anflüge von Melodie durchschimmern, wurde diese erst auf den jüngsten Veröffentlichungen zu einem festen Bestandteil des Sounds. Das vorliegende Album bildet diesbezüglich keine Ausnahme, sondern verwebt ganz unverhohlen Power Metal-Elemente in die dichten Kompositionen.
Der titelgebende Track „Tales Of The Weird” beginnt ruhig und atmosphärisch, nach und nach stapeln sich dramatische Riffs, auch der Gesang steigert sich hin zu einem fast hymnischen Refrain. Harmonisch geht es auch weiter, Nummern wie „Fragile Alliance“ und „Brainwashed“ haben durchaus Erinnerungswert und können sich ohne weiteres im Power-Milieu blicken lassen, nicht zuletzt auch wegen Charly Steinhauers überzeugenden Vocals. Auf ordentlich thrashige Riffs, virtuose Soli und viel Drum-Donner verzichten PARADOX natürlich trotzdem nicht und bleiben altbekannten Strukturen und Angewohnheiten wie treibenden Refrains und langen Instrumentalpassagen treu; die neueren Mitglieder machen ihre Sache genauso gut wie ihre Vorgänger in den Anfangstagen des Ensembles. Ein reines Instrumental darf ebenso nicht fehlen, im Fall von PARADOX gerne akustisch und in Anlehnung an das klassische Gitarrenspiel – mit dem düsteren „Zeitgeist“ reiht sich hier einmal ein in deutscher Sprache betitelter Song ins Repertoire der Band. Um die Erinnerung an die Jugend trotz aller Melodieliebe nicht ganz verkommen zu lassen, frönt man in „The Downward Spiral“ noch einmal kompromisslos der alten Tage – ein letzter Krach vor dem abschließenden Rainbow-Cover „A Light In The Black“, das zwar gut arrangiert aber nicht überwältigend ist.

„Tales Of The Weird“ verbindet den klassischen Thrash elegant mit Power Metal und dürfte Fans beider Lager gleichermaßen ansprechen. Ob man eine Entwicklung zugunsten melodischer Elemente gutheißt oder nicht, PARADOX haben ihren kraftvollen Sound und Kick trotz aller Pausen und Besetzungswechsel erstaunlich gut erhalten – oder vielleicht auch gerade deshalb.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert