PATRIA sind vielen Metal-Fans hierzulande sicherlich noch kein Begriff, selbst Anhängern der Black-Metal-Szene. Tatsächlich ist das brasilianische Duo, bestehend aus Multiinstrumentalist Mantis und Sänger Triumphsword, aber schon seit 2008 unterwegs und hat in dieser Zeit schon fünf Studioalben, je zwei EPs und Split-Releases, eine Demo sowie diverse Singles veröffentlicht. Ganz schön fleißig also, für solch einen Zeitraum. Mit „Magna Adversia“ liefert das Black-Metal-Projekt nun den sechsten Silberling ihrer Karriere.
Würde man versuchen, den Stil des Albums zu beschreiben, würde es wohl „Marduk haben Melodik für sich entdeckt“ am ehesten treffen. PATRIA verbinden deren brachiale, furiose Gewaltausbrüche mit den Vorzügen melodischen, in klassischem Moll gehaltenen Black Metals. Das machen die Brasilianer derart gekonnt, dass man problemlos darüber hinwegsehen kann, dass sich „Magna Adversia“ ansonsten in Sachen Eigenständigkeit nicht wesentlich von anderen Szenebeiträgen abhebt. Es ist tatsächlich allein das hohe Niveau in Sachen Songwriting und Produktion, das PATRIAs neues Werk zu einem Triumph macht. Dankenswerterweise ist die Platte auch absolut hochwertig, sauber und professionell von Mantis und seinem Sessionschlagzeuger Asgeir Mickelson (Ihsahn, Sarke, Borknagar) eingespielt und klingt dadurch nicht wie der gefühlt hunderttausendste Sondermüll, der betont „raw“ (aka schlecht und unmusikalisch) gespielt sein muss, um vermeintlich authentisch zu sein.
Müsste man einen Essenzsong auf ihrem neuen Opus nennen, fiele die Wahl dabei auf „Axis“. Der mit sieben Minuten Laufzeit längste Song des Albums beinhaltet sämtliche Stärken, die das Duo auf „Magna Adversia“ ausspielt: rasante Blastbeat- und Doublebass-Salven, wundervoll düstere Melodien, herrlich verschrobenes Enslaved-Riffing und satyriconsche Black-‘n‘-Roll-Grooveparts. Eine ganze Menge also, die auch notwendig ist, um über die Spielzeit von 50 Minuten durchgehend unterhalten zu können.
Im letzten Drittel gehen PATRIA dann leider ein klein wenig die Puste und die Ideen aus und das Album tritt gelegentlich auf der Stelle. Das fast schön fröhlich klingende „The Oath“ will außerdem nicht so recht zum Rest der Platte passen. Bis dahin sind aber mit Stücken wie dem eingängigen „Infidels“, dem bereits erwähnten „Axis“, dem mit einem Tribal-Orchester-Intro von Fabiano Penna (Rebaelliun) ausgestatten Killersong „Now I Bleed“ oder dem fiesen „Heartless“ mehr als genug Kracher vorhanden, dass die Scheibe immer wieder den Weg zurück in den CD-Spieler findet.
PATRIA legen mit „Magna Adversia“ ein unheimlich beeindruckendes Black-Metal-Werk vor, das wohl jetzt schon zu den stärksten Genrebeiträgen in diesem Jahr gezählt werden kann. Auf ihrem sechsten Studio-Release zelebriert das talentierte Duo alles, was Black Metal seit Jahren zu einem der sich am hartnäckigsten haltenden Metalgenres macht. Das ist nicht innovativ, aber gefällt in seiner gekonnten Umsetzung außerordentlich gut. Ein Pflichtkauf für Freunde gut produzierten, melodischen Black Metals.
Wertung: 8.5 / 10