Review Profound – A World of my own Making

Die Prog-Rocker von PROFOUND haben eine durchaus interessante Bandgeschichte vorzuweisen: Schon im Jahr der Gründung, 2001, tourten sie ohne Demo oder Debüt fröhlich quer durch ihr Heimatland, die Niederlande, und auch bald durch ganz Osteuropa, wo sie schnell einen großen Bekanntheitsgrad erreicht haben. 2003 legten sie endlich das noch sehr harte und schnelle Debüt Album „Deep and Sincere“ vor, welches in ihrer Heimat extrem gelobt wurde, jedoch schafften sie den Sprung auf die internationale Bühne erst mit ihrem Nachfolger „A World of my own Making“, der auf viele Metal Elemente verzichtet und sich mehr dem Progressive Rock zuwendet. Diesen möchste ich im Folgenden näher beleuchten.

Der Longplayer beginnt mit dem extrem stimmungsvollen Intro „0000“, welches den Hörer vergessen lässt, das PROFOUND eigentlich Metal spielen. Streicher und eine wunderschöne Akustikgitarre begrüßen den Hörer und werden bald durch jeweils eine hohe, klingende Sologitarre auf beiden Seiten ergänzt. Das ganze ist produktionstechnisch sehr atmosphärisch gehalten und erinnert fast an New Age oder die Entspannungsmusik der „Solitudes“ Reihe.

Dann folgt ein nahtloser Übergang, die „echten“ Instrumente setzten ein und beginnen „When Silence Falls“, ein vergleichsweise schneller Song, der allerdings weiterhin die Stimmung des Intros vermitteln kann. Man wird schnell mit dem PROFOUND-Sound vertraut gemacht; 2 schreddernde E-Gitarren, die sich regelmäßig mit ihren akustischen Brüdern abwechseln, ein treibendes Schlagzeug und ein Sänger, der durch seinen voluminösen, ergreifenden, meist langsamen Gesang den Hörer in den Bann der Band zieht. Alle Songs sind durchzogen von den hohen, weiten Gitarren-Solos, die mal von den E-Gitarren und mal von den akustischen Gitarren zum besten gegeben werden. Gerade der perfekte, cleane Gesang sorgt dafür, dass PROFOUND es schafft, mich in eine andere Welt abschweifen zu lassen. Dieser gesellt sich meist bedächtig und mit lang gehaltenen Tönen zu den Instrumenten; er wirkt manchmal geradezu „einlullend“ – auf eine gute Weise. Die Texte sind zudem sehr lyrisch und emotional, mit vielen durchdachten Parallelen (zum Beispiel: „Won’t guide you me through this rain“ am Anfang; am Schluss „Please guide me […]“).

Nach „When Silence Falls“ kommt der ruhige, langsame Track „A Little Paradise“. Dieser ist der längste auf der CD und durch seine vielen verschiedenen Teile auch der am schwersten zugängliche; er mausert sich jedoch im Laufe der Zeit zu dem besten Track auf „A World of my own Making“. Der Titel der Ballade drückt nochmals aus, wohin es mich jedes Mal verschlägt, wenn ich die CD höre: Ein eigenes kleines Paradies. Die von PROFOUND in jedem Song vermittelte Stimmung ist sehr schwer zu beschreiben; die Musik ist sehr mitreisend und emotional, zugleich wirkt sie aber auch auf die Weise entspannend, wie es gute New Age oder Post Rock CDs tun. Jemand der schon mal eine solche CD gehört hat, wird mich direkt verstehen; man will seine Augen schließen, sich auf eine Reise mitnehmen lassen und man vergisst alle Aufgaben / Probleme die man gerade noch hatte. Man schweift ab in die Welt seiner eigenen, meist sinnlosen Gedanken und beruhigt sich vollständig. Genau diese Wirkung wird auch hier hervorgerufen, obwohl die Musik viel mitreisender ist als Bands aus den eben genannten Genres.

Nach dieser langen Hymne steht der Teil der CD bevor, der sich beim ersten Hören zuerst einprägt: Nämlich das Dreigespann aus dem instrumentalen Zwischenstück „Blossom“, dem wieder schnelleren „Hidden Treasure“ und dem am meisten vom Metal geprägten Stück auf dem Album, „Star Gazer“. „Blossom“ beginnt mit den Geräuschen eines Kinderspielplatzes, die von einer einsamen Sologitarre begleitet werden. Das ganze erinnert stilistisch stark an Pink Floyd, allerdings lassen PROFOUND auch ihren eigenen Stil einfließen; die gespielte Melodie der Gitarre zeugt zum Beispiel wieder von der einzigartigen Melodik der Band. Ab der Hälfte des Stücks kommt noch ein langsames Klavier dazu, welches die Gitarre ergänzt. Das ganze Instrumental ist sehr minimalistisch gehalten und wird zum Schluss langsam ruhiger, bis auch der Nachhall des Klaviers sich aufgelöst hat. Wer nach diesem wahrlich wunderschönen Intermezzo noch an irgendwelche Sorgen denkt, ist nicht normal.
Die fast kosmischen Gitarrenläufe „Hidden Treasure“s wecken mich wieder auf, jedoch nur um mich erneut zu faszinieren. Das Stück ist zwar langsam, hat jedoch deutlich mehr Schwermetall-Elemente als alle anderen Stücke bisher. Das ganze wird nur noch von „Star Gazer“ getoppt, dass richtig schnell ist und von Breaks bis zu Doublebass-Attacken alle Teile eines echten Metal-Songs hat. Doch auch hier ist die PROFOUND-Charakteristik allgegenwärtig; man spürt immer noch die weiten Flächen und die Gefühle unter der Oberfläche des Liedes. „Star Gazers“ offenbart zudem die beeindruckenden Fähigkeiten der beiden Gitaristen; diese spielen Highspeed-Riffs auf Top-Niveau!

Auch der Rest der CD kann musikalisch sehr überzeugen; zum Abschluss gibt es als Outro das 3. Instrumental „The Places I’ve Been”, welches dieses mal ein wenig ausufernder wird, aber dennoch einen Rahmen zum Intro bildet und das Album würdig abschließt. Obwohl PROFOUND „A World of my own Making“ komplett ohne die Unterstützung eines Labels aufgenommen und veröffentlicht haben, bietet diese einen amtlichen, fetten Sound, bei dem kein Instrument zu kurz kommt. Vor allem die akustischen Gitarren wurden sehr homogen in das Rock-Dominierte Soundbild eingebunden, was – das weiß ich aus eigener Erfahrung – nicht einfach zu mischen ist.
Ein kleiner Anfängerfehler wurde allerdings begangen; man hat bei „When Silence Falls“ im Refrain den Gesang sozusagen einfach nur kopiert und wieder eingefügt, dabei jedoch übersehen, dass beim vorletzten Refrain die Instrumente in eine andere Lage für das Solo wechseln. Der Sänger kommt dadurch auf dem Grundton, allerdings wechseln die Gitarren 3 Ganztöne nach oben. Daraus resultiert ein sogenannter Tritonus, die stärkste Dissonanz im Dur-Moll-System. Dies als kurzer Exkurs in die Harmonielehre; nichtsdestotrotz ist das ein Fehler aus Leichtsinnigkeit und muss genannt werden, auch wenn ich außer diesem keinen anderen Kritikpunkt auf dem Album finden kann und man leicht darüber hinweg sehen kann.

Mit „A World of my own Making“ haben PROFOUND ein Progressive Werk der Extraklasse geschaffen. Man will geradezu eintauchen in das Album und vermag es dank der sphärischen Gitarren und den genialen Rhythmen sogar. Die Jungs haben hiermit bewiesen, dass sie keine Eintagsfliegen sind und sich einen festen Platz in der Progressiv-Szene gesichert. Leider ist es seit Anfang 2007 etwas still um die Holländer geworden; man kann nur hoffen, dass es bald noch mehr Werke wie „A World of my own Making“ zu Hören geben wird, denn dieses ist einfach genial. Ein absolutes Must-Have für jeden Progressiv-Fan, der sich auch auf exotische Einflüsse einlassen kann. Volle Punktzahl!

Redakteur: Dustin Kaiser

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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