Review Protector – Cursed And Coronated

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Thrash Metal

Thrash Metal zu rezensieren ist im Vergleich zu anderen Metalgenres immer eine etwas schwierige Angelegenheit. Hat man bei diesen oft noch den zu diskutierenden Faktor der Innovation, der neuen Ideen, der Kreativität, fällt jener Punkt bei Thrash Metal üblicherweise weg, denn seien wir mal ehrlich: Von ein paar experimentierfreudigeren Bands wie beispielsweise Skeletonwitch einmal abgesehen tritt das Genre eigentlich schon seit Jahren auf der Stelle. Gegründet werden nach wie vor unzählige Thrash-Metal-Bands auf der ganzen Welt, doch ein Großteil davon klingt eben immer irgendwo nach mal besseren, mal schlechteren Kopien von Slayer, Kreator oder den sonstigen Genregrößen, die schon lange dabei sind. Und hört man sich in der recht konservativen Szene um, dann ist das anscheinend auch erwünscht. Thrash Metal solle ja gerade immer genau so und so klingen, Experimente sind meist ohnehin unbeliebt.

Was also zu bewerten bleibt, ist effektiv nur, wie gut einem die Platte nun subjektiv gefallen hat. Anders verhält es sich auch bei der vergleichsweise schon lang aktiven Band PROTECTOR nicht. Wer hier nach Musik mit eigenständigem Sound sucht, der ist, wie so oft, an der falschen Adresse. Auch diese erfahrene Thrash-Truppe kann das ABC des Thrashs im Schlaf abspielen, ohne dabei groß etwas am Erfolgsrezept zu ändern. Dass die Combo nicht erst seit gestern im Geschäft ist, auch wenn von der Besetzung aus den 80ern nach der Neugründung 2011 außer Sänger Martin Missy niemand mehr übrig blieb, dass das außerdem nicht ihr erstes Album ist und daher schon durchaus massig Erfahrung vorhanden ist, hört man problemlos heraus. Und auch sonst lässt sich PROTECTOR nicht viel vorwerfen. Ihre neue Platte „Cursed And Coronated“ ist vollkommen solide und zufriedenstellend gemacht. Zehn überwiegend fetzige Thrash-Metal-Songs mit bretternden, mitreißenden Riffs, ein stimmiges Plattencover und als Bonus gibt es sogar noch drei frühere Songs als Live-Version dazu. Nichts, worüber man sich groß beklagen könnte. Für die nötige Abwechslung sorgen ausreichende Wechsel zwischen schnellem Gedresche und stampfenden Midtempoparts und kleinere Ausflüge in den Death Metal. Ein tatsächliches Merkmal der Band ist der für Thrash Metal ungewohnt verzerrte gutturale Gesang, der ebenfalls oft mehr an Death oder Black Metal erinnert. So weiß die Platte dem begeisterten Thrash-Metal-Fan sicherlich zu gefallen.
Letztlich zu kritisieren gibt es höchstens, dass vereinzelte Stellen etwas wackelig eingespielt wurden, was aber zugegeben im Gesamtkontext überhaupt nicht stört. Zudem ist mit dem Titelsong ein etwas misslungener Midtempo-Langweiler reingerutscht, der allerdings die Freude an den ansonsten ausnahmslos spaßigen Songs absolut nicht verderben kann. Als Anspieltipps seien „Selfdestrugtion“, „Terra Mater“ oder „Xenophobia“ genannt. Etwas überraschend ist, dass die mitgelieferten Live-Bonustracks eigentlich sogar noch ein Stück besser sind als die Songs des neuen Albums.

PROTECTOR wissen also sehr genau, was von ihnen gewünscht wird. Und exakt das liefern sie ab, nicht mehr und nicht weniger. Kompetenter Fanservice also. Wer seinen Thrash Metal genau so haben will, wie ihn Bands seit vielen Jahren zelebrieren, der kann hier absolut bedenkenlos zugreifen. Allen anderen sei gesagt, dass man hier eben genau das bekommt, was man erwartet. Das ist nicht sonderlich spannend, sticht qualitativ auch nicht merklich aus der Menge heraus und erklärt vielleicht auch, warum der Truppe ähnliche Erfolge wie Kreator und Co. verwehrt blieben, ist aber auf jeden Fall ziemlich zufriedenstellend.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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