Review Ptolemea – Balanced Darkness

Kann es im Pagan Folk noch echte musikalische Überraschungen oder gar Weiterentwicklungen geben? In den letzten Jahren haben Künstler wie Wardruna, Grift, Faun, Osi And The Jupiter, Omnia oder Valravn das Genre in verschiedensten Ausprägungen erforscht und abgesteckt. Ist Pagan Folk also auserzählt? Wenn es nach Priscila Da Costa geht, definitiv nicht. Die in Luxemburg lebende Portugiesin möchte mit ihrer 2018 gegründeten Band PTOLEMEA die dunkle Seite paganer Folk-Musik erkunden und scheut sich auch nicht, Einflüsse aus Post-Rock oder traditioneller portugiesischer Musik in ihren Sound einzubauen. Mit „Balanced Darkness“ liegt nun das Debütalbum vor.

Durch den Opener „Shamanic Lullaby“ und seine gewöhnungsbedürftige Mischung aus unverständlichen Vocals und Drone muss man sich aber erstmal durchkämpfen, um zu den eigentlichen Songs auf „Balanced Darkness“ vorzustoßen (Spoiler: Im Mittelteil wartet mit „Universal Feedback“ ein unerfreuliches Wiedersehen mit Drone-Sounds auf die Hörer). „Atmospheric Pressure Drop“ stimmt wieder deutlich versöhnlicher und eröffnet das PTOLEMEA-Debüt mit einer düsteren Mischung aus druckvollen Drums, Gitarre, elektronischen Sounds und Priscilas klarer Stimme. Wirklich spannend wird es aber erst bei „Fado“. Das Stück greift, wie der Name schon vermuten lässt, Elemente des traditionellen portugiesischen Fado auf und Priscila singt auch in ihrer Heimatsprache. Ein sehr schöner Ansatz, der leider eine einmalige Sache bleibt.

Dafür glänzt direkt im Anschluss „Inspiration“ mit 90er-Jahre-Gothic-Vibes und einer sehr düsteren Grundstimmung, bevor sich der Song in der zweiten Hälfte zu einem fiebrigen Finale steigert. Vom an letzter Stelle stehenden Titeltrack und seiner gelungenen Mischung aus kraftvollen Gitarren und sanften Momenten abgesehen, gestaltet sich die zweite Hälfte von „Balanced Darkness“ vorhersehbar und ereignislos. „Erase Your Mind“ und „Leap Of Faith“ erinnern in ihrem geradlinigen Aufbau gar an Alternative-Pop und nicht an düsteren Pagan Folk. Lediglich der packende Gesang der Frontfrau rettet die beiden Nummern davor, vollkommen belanglos aus den Boxen zu plätschern.

Priscila Da Costa und ihren Mistreitern gelingt mit „Balanced Darkness“ ein gutes, aber insgesamt noch etwas zu zahmes Debütalbum. Mit „Fado“ und „Inspiration“ zeigen PTOLEMEA aber bereits, dass die richtigen Ansätze da sind, um dem Pagan Folk ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Priscilas Stimme alleine wird dafür auf Dauer aber nicht reichen, es braucht mehr mutiges Songwriting und vielleicht in Zukunft auch noch mehr Einflüsse aus der portugiesischen Musik. Definitiv ein großer Pluspunkt ist aber, dass sich PTOLEMEA nicht an der x-ten Wardruna-Kopie versuchen und auch kein pseudo-historisches Kasperle-Theater der Marke Heilung aufführen.

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Wertung: 7.5 / 10

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