RATTENFÄNGER. Man vermutet wohl zu allererst eine neue Mittelalter-Combo im Stile von Subway To Sally, In Extremo (nicht zuletzt, da sich diese textlich ja auch mal dem Rattenfänger von Hameln zuwandten) und anderen Konsorten. Der Albumtitel „Epistolae Obscurorum Virorum“ lässt mich dann irgendwie an Black Metal denken, und so weit hergeholt ist der Gedanke gar nicht, spielen doch Mitglieder von solchen Kapellen wie Drudkh dort auf. Eine ganz andere Stilrichtung überrascht dann doch, lässt man mal die mystischen Töne des Intros beiseite: Death Metal der groben alten Schule, angestaubt und doch ziemlich fett.
Und auch ein fieser Hauch Doom Metal schwingt dort mit, wo sich rasante Death Metal-Prügeleien, schwere Down-Tempo-Passagen und mehr oder weniger monoton anmutende Riffs die Klinge, Entschuldigung, die Klinke in die Hand geben. So donnert beispielsweise „Victa Lacet Virtus“ in fettem Mid-Tempo eingängig durch die Boxen, erinnert dabei an die guten alten Bolt Thrower, und walzt so ziemlich alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt – ein wirklich großartiger Song. Mit einem ähnlichen „Walzen“-Charakter breschen auch „Allegoria De Gula Et Luxuria“ und „Grimorium Verum“ vor, während „Clausae Patent“ und „Deest Remedii Locus, Ubi, Quae Vitia Fuerunt, Mores Fiunt“ (aha… hä?) den doomigen Vorschlaghammer auspacken – dieser haut allerdings nicht ganz so in die vollen, wie dann, wenn RATTENFÄNGER mehr Gas geben, zu langatmig und leider auch zum Teil langweilig dröhnt es mir da entgegen, zu oft hat man ähnliches bereits viel besser zu hören bekommen, weshalb RATTENFÄNGER beim nächsten Album, soweit denn eins in Planung steht, gerne mehr aufs Pedal drücken dürfen. Etwas staubig produziert, holzen sich die sieben Tracks (plus das Intro) in den Gehörgang, wobei es sich thematisch, nicht weiter überraschend, um den bereits erwähnten Rattenfänger von Hameln dreht. Wohl einzigartig ist die Tatsache, dass die Texte komplett auf Latein gehalten sind. Das führt einerseits dazu, dass ich kein einziges Wort verstehe (im Intro findet sich das Wort „Omnibus“ – haha), andererseits wirkt es erfrischend geheimnisvoll, was der Atmosphäre mehr als zuträglich scheint.
Man kann sich das Ganze gerne auch öfter als nur ein mal antun, den ein oder anderen Song skippe ich dann aber lieber. Wenn RATTENFÄNGER richtig drauf los wummern, dann wächst dort kein Gras mehr, dann macht „Epistolae Obscurorum Virorum“ höllisch Spaß. Den Doom hätte man durchaus drosseln können, da er, wie bereits erwähnt, von anderen Kapellen eher beherrscht wird. Trotzdem durch die Thematik und vor allem durch die in Latein gehaltenen Texte ein doch empfehlenswertes Album, das durchaus seine Stärken hat, und größtenteils zu überzeugen weiß. Wer auf Death Metal in Mid-Tempo steht, der sollte dringend mal reinhören.
Wertung: 7 / 10