Make It Or Break It. Eine gerne bemühte Phrase, wenn es um das dritte Album einer Band geht. Mir sind RAWKFIST aus dem Süden der Republik bislang kein Begriff gewesen – und ein wenig geschummelt sind die einleitenden Worte auch, denn mit „Stories“ ist unter den drei Outputs eine Eigenproduktion. Geboten bekommt man eine midtempoorientierte Mischung aus symphonischem und gotischem Metal mit durchaus hörenswertem Frauengesang. Einen Vergleich zu anderen Bands des Genres kann man ziehen, muss man aber nicht. Besser, man geht dem vorliegenden Material mal ein wenig auf den Grund.
Zwölf Songs und eine opulente Spielzeit von über einer Stunde sind das Resultat der Arbeit der Band in den letzten beiden Jahren nach Veröffentlichung des Labeldebüts „Gardens Of Elysia“. Freundlicherweise ruft man nicht immer das gleiche Schema ab, welches sich beim Opener der Band wie auf den Leib geschneidert präsentiert: etwas Keyboardspiel, ein wuchtiges Gitarrenriff, eingängige Vocals und eine nicht zu düstere Atmosphäre. Andere Bands würden hier vielleicht auf Nummer sicher gehen, aber in diesem Fall kommen RAWKFIST gleich mal einem unüblichen Song daher, denn der Titeltrack dauert nicht nur knapp 9 Minuten, er zeigt sich auch in einem ausgesprochen abwechslungsreichen Gewand. Sicherlich braucht man gerade bei solchen Liedern etwas Zeit, aber es wäre gelogen, wenn man behauptete, dass sich das nicht lohnt. Auch andere Stücke des Albums brauchen etwas Entfaltungsraum, so muss man sich beim erstmaligen Nichtgefallen keine Sorgen machen, der Großteil des Materials zündet nach einigen Durchläufen. Schnell dabei ist man wie üblich im balladesken Bereich; „Silent War“ gefällt auf Anhieb, zarte Pianoklänge und eine wirklich schöne Gesangslinie lassen Erinnerungen an Balladen im Stile von Nightwish und Konsorten aufkommen – sorry, dass jetzt doch das böse N-Wort fiel, aber wie schon oben angedeutet, muss RAWKFIST sich auf diesen Vergleich nicht einlassen, denn in gleichem Maße, wie die Qualität stimmt, hat sich die Band auch einen eigenen Stil erarbeitet.
Der eine oder andere Kritikpunkt bleibt aber auch nicht erspart. Gerade zum Ende hin haben die Songs dann doch die eine oder andere Länge, gerade der Sechsminüter „Invincible“ verschenkt meiner Meinung nach etwas Potential, in dem die Anlaufzeit bis zur wirklich spannenden Stelle – dem orchestralen Mittelteil – einfach zu lange dauert. Außerdem hätte ich mir ein wenig stimmliche Abwechslung gewünscht. Sicherlich ist die Stimme von Sabine Hillmer sehr angenehm anzuhören, aber auf die Dauer fehlt mir etwas Variabilität in Form von „Aggression“, wenn man das so sagen kann. So wirkt der Gesang an manchen Stellen etwas „kindlich“, einfach etwas zu soft. Das ganz große Überalbum ist „Chryseus“ also nicht, aber RAWKFIST zeigen, dass der Weg zur Speerspitze der deutschen Szene nicht mehr unbeschreitbar lang ist. Wer Freude an symphonischen Gothic Metal hat, sollte eine Anschaffung zumindest ernsthaft andenken.
Wertung: 8 / 10