Bei diesem Projekt haben wieder zwei Könner ihres Fachs zusammengefunden: Der Gitarrist Martin Kronlund (Dogface, Gypsy Rose) sowie der Sänger David Reece, der vielen durch ein kurzes Engagement bei Accept bekannt ist, aber musikalisch mehr mit Gypsy Rose und seinem Soloprojekt Reece überzeugen konnte. Beide entfernen sich unter dem Bandnamen REECE-KRONLUND nicht weit von ihrem angestammten Stil, wodurch für mich ein kleines Fragezeichen hinter dem Sinn des ganzen entsteht.
Aber egal unter welcher Bandbezeichnung die beiden sich austoben wollen, Fakt ist, dass sie ihr Geschäft verstehen. Und das wollen sie nun erneut mit dem Album „Solid“ unter Beweis stellen.
Sowohl Gypsy Rose als auch das Soloprojekt von Reece sind für qualitativ hochwertigen und abwechslungsreichen Hardrock bekannt. So wundert es nicht, dass es bei REECE-KRONLUND genauso aussieht. Wundern darf man sich höchstens, warum die Künstler nicht die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und mal etwas ganz anderes ausprobieren.
Jedenfalls präsentiert das Duo samt diverser Gastmusiker zehn Songs, die auf ihre Art so ziemlich alle zünden können. Der Opener „My Angel Wears White“ ist melodisch und hat trotzdem viel Drive. Und den hymnischen Refrain können wohl nur wenige Sänger so perfekt ausreizen wie David Reece. „Samurai“ steht auf dem Album stellvertretend für recht catchy AOR-Nummern, die trotzdem nicht kitschig rüberkommen, sondern durch die Gitarre noch viel Energie mitbekommen.
Das bluesige und sogar etwas soulig angehauchte „Could This Be Madness“ steht ganz im Zeichen der Emotionen, und es ist keine Frage, dass Reece es mit unheimlich tollem Feeling performed. „Animals And Cannibals“ ist ein kräftiger, geradliniger Rocker mit starkem Höhepunkt, während „Paint The Mirror Black“ ein wenig an den bluesigen Hardrock von Whitesnake in ihren besten Zeiten erinnert.
Und so geht es im Grunde das ganze Album weiter. Das Songwriting ist nicht nur abwechslungsreich, sondern durchweg hochklassig. Man wird im melodischen Hardrock wohl nicht viele Werke finden, die das toppen können. Und die technische Leistung der beiden Protagonisten ist einfach spitze, wobei hier natürlich David Reece mit seinem variabelen und ausdrucksstarken Gesang auf sich aufmerksam machen kann.
Einige hochkarätige Gäste wie beispielsweise Andy Susemihl oder Christian Tolle liefern ebenfalls gute Arbeit ab, doch auf irgendein Namedropping sind REECE-KRONLUND gar nicht angewiesen.
„Solid“ ist nicht nur – wie es der Titel vorgibt – ein solides, sondern sogar ein richtig gutes Hardrock-Album, das höchstens die Frage offen lässt, warum es der Einfachheit halber nicht als neues Reece-Werk veröffentlicht wurde. Bei all diesen Solo-, Duo- oder Side-Projekten diverser Künstler kann man ja kaum noch den Überblick behalten. Aber das schränkt die Qualität des Albums natürlich nicht ein. Wer etwas für das Genre übrig hat, sollte sich „Solid“ nicht entgehen lassen.
Wertung: 9 / 10