Das Cover von "Solitary Men" von Refuge

Review Refuge – Solitary Men

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Heavy Metal

Hinter dem Namen REFUGE verbirgt sich die Konstellation, in der die deutschen Power-Metal-Überflieger Rage einst solch gefeierte Alben wie „Perfect Man“ oder eben die EP „Refuge“ einspielten. Anstatt wieder als Rage zu musizieren – die führt Frontmann Peavy parallel in anderer Besetzung an – benannten sich Peavy, Manni Schmidt und Drummer Chris Efthimiadis kurzerhand nach ihrem letzten gemeinsamen Werk und legen mit „Solitary Men“ knappe 25 Jahre später ein neues Album vor. Zusätzliche Authentizität versprechen die Herren durch den Umstand, dass hier ungenutzte Ideen aus vergangenen Rage-Tagen vollendet wurden.

Dass sich Peavy und seine beiden Mitstreiter für „Solitary Men“ von ihrem einstigen Schaffen leiten ließen, ist durchaus realistisch, denn auf ihrer neuen Platte gelingt es den Dreien durchaus, den RAGE-Sound vergangener Tage wiederzubeleben: Auf ihrem Erstlingswerk setzen REFUGE anders als die aktuelle Rage-Inkarnation weniger auf wuchtigen Brutalo-Sound und thrashige Riff-Attacke und tun sich stattdessen durch mehr Melodie, verspieltere Arrangements und ein insgesant filigraneres Gesamtbild hervor.

Allein aufgrund dieses Umstandes ist „Solitary Men“ schon weitaus brauchbarer als die letzten beiden Veröffentlichungen von Peavys „Hauptband“, denn während das düstere Abrissbirnen-Riffing der letzten beiden Rage-Platten aufgesetzt und erzwungen wirkt, entsteht bei REFUGE der Eindruck, die Beteiligten würden schlicht die Musik spielen, auf die sie gerade Lust haben. Und dank des charakteristischen Gesangs des Frontmanns klingt „Solitary Men“ ohnehin sofort nach dem Original.

Beim Songwriting haben REFUGE dabei so gut wie alles richtig gemacht, denn ihr Debüt ist voll von edlen Riffs teutonischer Prägung und großen Refrains nach typischem Rage-Rezept, wobei die Formation mit gelungenen Songs wie „The Man In The Ivory Tower“, „Bleeding From Inside“, „From The Ashes“ oder „We Owe A Life To Death“ verdammt nah an Alben wie „Perfect Man“ oder „The Missing Link“ rankommt – kurz: „Solitary Men“ klingt wie das legitime nächste Album der von 1988 bis 1994 aktiven Rage-Besetzung – mit der einen Ausnahme, dass Peavy inzwischen besser singt.

Natürlich läuft das Songwriting auf dieser Platte innerhalb recht vorhersehbarer Bahnen ab und lebt von größtenteils naiven Arrangements – siehe etwa „Mind Over Matter“ – und stellenweise kann das ein bisschen banal wirken. Aber genau das machte seit jeher den Charme klassischer Songs dieser Band aus und wurde hier entsprechend authentisch reproduziert. Hinzu kommt, dass REFUGE durchaus überraschen können, wenn sie denn wollen und so wird „Solitary Men“ dank der letzten drei Songs von einem eher experimentellen Segment abgeschlossen, denn in den unerwartet leichtfüßigen Nummern „Let Me Go“ oder auch dem aus einer ungenutzten Komposition alter Tage hervorgegangenen „Waterfalls“ wagt sich das Trio vorsichtig in progressives Terrain vor.

Das mögen nicht unbedingt die besten Songs auf dieser Platte sein, aber sie offenbaren die beachtliche Weite des musikalischen Tellerandes der Beteiligten. Die Produktion von „Solitary Men“ passt bestens zum Songwriting: Da REFUGE anders als die aktuellen Rage auf eher verspielte Songs setzen, wurde das Album auch in eine angenehm erdige Produktion verpackt, die nichts mit dem harten Geknüppel der Schwesterformation zu tun hat und das ist im Hinblick auf diese Platte nur zu begrüßen.

Von „Solitary Men“ als einem Debüt-Album zu sprechen, fühlt sich nicht richtig an und eigentlich stimmt das ja auch nicht, denn die hier vertretenen Musiker haben über ein halbes Jahrzehnt zusammengespielt – nur eben nicht unter dem Namen REFUGE. Die in dieser Zeit gewonnene gemeinsam Routine hört man auch „Solitary Men“ deutlich an, denn die Platte klingt tatsächlich genau so, als sei sie direkt nach „The Missing Link“ entstanden und das ist 25 Jahre später schlicht beeindruckend. Fans klassischen Rage-Materials freuen sich dieser Tage also nicht nur über die Rückkehr ihrer Lieblingsband zum Metal, sondern dürfen dank REFUGE auch noch in überaus präsenten Erinnerungen schwelgen.

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Wertung: 8 / 10

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