Review ReinXeed – The Light

Die Historie der im Jahre 2000 gegründeten Power Metal Band REINXEED ließt sich halbwegs beeindruckend. Mit 9 Jahren schon fing Bandkopf Tommy Johansson, der aus dem beschaulichen Städtchen „Boden“ kommt, mit dem Gitarre spielen an, mit 15 mit dem Singen. Danach folgten einige Jahre in einer Musikschule und als der blondgelockte Frontmann damit fertig war, spielte er auch noch Piano, Schlagzeug, Bass und sogar Flöte (!), wie der Promozettel stolz verkündet. Ein wahres Multitalent also und schon 2000 begann er unter dem Bandnamen REINXEED Musik zu machen. Eine Demo und eine EP folgten, dann, in 2006, hatte der gute die absolut revolutionäre Idee, dass man ja Filmsoundtracks mit Power Metal mischen könnte (!!!), um so was ganz tolles aufzunehmen. Genial der Mann. Gesagt, getan. Und schon 2008 steht die erste Langrille mit dem Titel „The Light“ in den Startlöchern.

„The Light“ ist ein Konzeptalbum, das eine furchtbar interessante Geschichte zu erzählen hat. Es geht um zwei Königreiche und eine magische Pflanze, die von Gott geschickt wurde und die ewigen Frieden und was weiß ich alles ermöglichte. Doch dann wurde das eine Königreich böse und bemächtigte sich des Blümchens, woraufhin Gott das andere Königreich anwies, den Bösen auf die Mütze zu hauen und das Grünzeug zurück zu holen. Johansson hat wahrlich die Innovation mit ganz großen Löffeln gefrühstückt.

Sch(m)erz bei Seite, leider hab ich in diesen beiden Absätzen schon alles verbraten, was auch nur halbwegs interessant ist (und ihr habt vielleicht selbst gemerkt, das ist nicht viel). Der Rest an und um REINXEED ist so spannend wie die fünfundzwanzigste Wiederholung der Highlights der Lindenstraße. Naja, gut, der Promozettel sorgt vielleicht noch für ein wenig Aufregung, aber der ist eigentlich auch nur damit beschäftigt, uns zu erzählen, was für ein dufter Typ Tommy doch ist und was der für verrückte Ideen hat. Hut ab. Dass dem Jungen Mann mal einer hätte erzählen können, dass Rhapsody (of Fire) genau diese ach so innovativen Ideen schon grob geschätzte neun Jahre vorher hatten, lassen wir einfach mal bei Seite. Aber wie schaut’s eigentlich mit der Musik auf der Debutscheibe aus? Hm, ja, da schweigt sich der Schrieb ganz nett aus.

Zu der gibt’s auch nicht viel zu sagen. Maestro Johansson präsentiert uns neoklassischen Happy Metal, bei dem sich dem geneigten Hörer die Fußnägel hochrollen. Seelenloses Gitarrengewichse findet sich an allen Ecken und Enden, hauptsache schnell und immer schön fröhlich. Dazu gesellen sich absolut langweilige Drums, von denen ich jetzt gerade nicht weiß, ob die vom Herrn Lindberg eingespielt oder von Tommy selbst in den Schlagzeugcomputer gehämmert wurden. Das Lineup gibt theoretisch beides her, zutrauen würde ich dem auch beides. Sowieso sorgt die Bestzung für einige Stirnrunzler. Irgendwie scheint Mister Johansson sich eine nette Band aufgebaut zu haben und dann in jeden Bereich selbst noch mal reingepfuscht zu haben. Oder wieso spielt auch er Bass, wenn er schon Christer Viklund dafür mit an Bord hat? Und wozu braucht man eigentlich zwei Schlagzeuger UND einen Drumcomputer? Man weiß es nicht…

Bei der Produktion hat Tommy sich dann auch gleich noch mal eingemischt und ich muss sagen: hätte er’s mal besser gelassen… Der Sound ist dünn und schlecht abgemischt (eine wahre Schande, wenn man sich mal anschaut, was da angeblich alles drinsteckt), absolut drucklos und langweilig. Damit passt er aber auch bestens zum Material, mit dem REINXEED arbeiten. Das ist über weite Strecken nämlich nicht nur völlig austauschbar, gesichtslos und uninteressant, sondern gibt sich an anderen Stellen so zuckersüß, dass man fast Zahnschmerzen davon bekommt. „Great Hall of ReinXeed“ beispielsweise ist der perfekte Soundtrack für hoppelnde Häschen auf der grünsten aller Wiesen. Putzig. Und wo wir gerade beim Stichwort „Soundtrack“ sind… Wollte Tommy so was nicht mit Power Metal verbinden? Scheint er irgendwie vergessen zu haben. Soundtrackhaft ist da nämlich gar nichts dran, beziehungsweise wer heutzutage für einen Film so einen Soundtrack schreiben würde, wäre seinen Job gaaaanz schnell los. Setzen, sechs.

So weit, so katastrophal. Es geht aber noch schlimmer. Maestro Johansson wollte nämlich auch niemand anderen als sich selbst ans Mikro lassen, sprich: niemanden der auch nur irgendwie was vom Singen versteht. Seine Vocals „grauenhaft“ zu nennen ist fast noch nett. Der gute zieht zwar keinen Power Metal typischen Kastratengesang ab, aber leider Gottes versucht er es ständig, schafft es aber einfach nicht, weil seine Stimme dafür nicht gemacht zu sein scheint. Stattdessen wandelt sich das Ganze dann eben zu einem ohrenbetäubend schiefen Quietschen, das einem auch noch das letzte Bißchen Spaß, das man vielleicht an der Musik haben könnte, verdirbt.

Was bleibt zu sagen? Hm… nicht viel. REINXEED greifen mit ihrem Debut „The Light“ bis zum Ellenbogen ins Klo. Langweiliges Material, eine unausgegorene Produktion, fehlende Eigenständigkeit, und und und. Einen Punkt geb ich für den amüsanten Promozettel, bei dem Maestro Tommy ganz kräftig auf die Schulter geklopft und das blondgelockte Haupt getätschelt wurde (am End hat er den wahrscheinlich selbst geschrieben… würde mich nicht wundern, wo der sonst auch überall seine Nase reingesteckt hat), einen anderen Punkt gibt’s für den Zehnminüter „End of this Journey“, der in seinen besten Momenten (das sind die, in denen alle Metal-Instrumente und der Gesang mal die Klappe halten) an Bal-Sagoth zu ihren besten Zeiten erinnert. Der Rest macht dem Namen der Heimatstadt von REINXEED alle ehre. Denn „The Light“ ist wahrlich „Boden“-Satz.

Und wenn Kollege Moritz den Rein-Fall-Witz nicht schon bei Dissection verwendet hätte, dann könnte der jetzt genau so gut hier stehen. Macht dann Summa summarum:

Wertung: 2 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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