Review Richtaste – Lights And Shades

  • Label: Fastball
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Rock

Mit der Review zu RICHTASTEs “Lights And Shades” geht eines der längsten Rätselspiele meiner Redakteurslaufbahn zu Ende. Dem üblichen ersten Testlauf folgte sogleich die Frage, woher mir diese Musik so unglaublich bekannt her vorkam. Und es bewahrheitete sich mal wieder, dass die erste Anlaufstelle des Hörers stets der Sänger ist. Denn musikalisch spielen die Schweizer zwar keineswegs schlecht, aber wirklichen Wiedererkennungswert hat die Stimme von Stefan Fankhauser, der sich, was ich erst nach dem zehnten oder vielleicht fünfzehnten Durchgang urplötzlich bemerkte, wie Bad Religions Greg Graffin. Dies gilt zumindest für „Stranger Than Fiction“, dem einzigen mir vorliegenden Vergleichswerk.

Nun wäre es aber grundsätzlich falsch, RICHTASTE in einen Topf mit Bad Religion zu werfen. Zwar sind hier und dort punkige Anleihen vorhanden und der Gesang klingt wie gesagt ziemlich danach, ansonsten haben die einen mit den anderen herzlich wenig zu tun. RICHTASTE stehen für ehrlichen, mal zackig gespielten, mal gebremsten Rock, der sich teilweise massiver Sozialkritik verschrieben hat. Die vierzehn Songs fügen sich zu einer erstaunlich homogenen Melange zusammen. Ein Grund dafür könnte sein, dass man in den meisten Fällen auf Nummer sicher geht. Angedeutet habe ich es schon, jetzt werde ich in diesem Zusammenhang etwas präziser: die Instrumentalfraktion verzichtet weitgehend auf (unnötige) Spielereien, gängige Schemata werden selten außer Kraft gesetzt, stattdessen wird darauf geachtet, dass reichlich Raum für Sänger Stefan bleibt. Den nutzt dieser geschickt und konsequent aus, beinahe jedes Lied veredelt er zu einem probaten Ohrwurm. „Do You Really“, „Supermen“ oder „Virus“ lassen sich dabei fast beliebig austauschen, was aber kein Zeichen von Langeweile, sondern eher von der guten Qualität der Songs ist.

Hört sich alles ganz gut an und das ist es auch. Wer findet das Haar in der Suppe? Eines hätte ich im Angebot. Klar ist, dass man im Bereich „Eingängige Rockmusik“ nicht unbedingt eine Riesenpalette an Möglichkeiten zur Verfügung hat, um die Songs auszukleiden. Mit der klassischen Besetzung + spärlich eingesetztem Keyboard ist man eben limitierter, die Experimentierfähigkeit ist stark eingeschränkt und so klingen die Lieder insgesamt sehr ähnlich. Freilich stoßen einige Songs aus dem Gesamtwerk heraus, dennoch klammert man sich fast sklavenhaft an die Vierminutenmarke, was weitere Variationsmöglichkeiten kostet.

Unter dem Strich ist das vielleicht fast egal, das große Plus der funktionierenden und vor allem rasch zündenden Songs haben RICHTASTE auf ihrer Seite, wen kümmert es da, wie lange ein Lied nun geht und ob das kurze Solo von der Gitarre oder dem Keyboard kommt. Wer recht einfach gestrickter Musik mit „Mit-Wipp-Faktor“ etwas abgewinnen kann, sollte hier zumindest mal Probe hören.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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