Review Rootwater – Visionism

Zitat von einer polnischen Webseite: „Man kann leicht den Geist der Anarchie, der Improvisation, des Spaßes und von allem in dieser einen Aufnahme spüren.“ Aha! Zudem wirbt der Infozettel mit „modernem Metal mit Folk Einflüssen“, bei ROOTWATER handele es sich um die polnische Antwort auf „System Of A Down“. Um es gleich vorweg zu nehmen: „Visionism“ klingt manchmal nach Folk und manchmal nach „System Of A Down“, aber niemals gleichzeitig. Von einer modernen Prägung zu sprechen, würde ich da schon eher durchgehen lassen.

Tatsächlich schrubben die Gitarren ein recht ordentliches Brett, der offenbar international bestens bekannte Heinrich von „Vesania“ (habe ich zumindest schon mal irgendwo gehört) sorgt gemeinsam mit Drummer Gregor für eine recht druckvolle Rhythmussektion und Sänger Taff – sonst bei „Black River“ im Einsatz – veredelt das Ganze mit seinen Vocals. Der Musikrichtung entsprechend kommen sie in den meisten Fällen geshoutet daher, er versteht sich aber auch ganz gut auf den klaren Gesang und verleiht der Musik so einen gewissen Abwechselungsreichtum. Eine Weile bleibt es dann auch spannend, gerade in die erste Hälfte haben sich einige recht coole Nummern verirrt, allerdings muss man konstatieren, dass das Niveau in Teil 2 doch gehörig absinkt. Zwar ist es in der heutigen Ellenbogengesellschaft durchaus löblich, wenn eine Band ihr Werk mal über knappe 40 Minuten hievt, im Falle von ROOTWATER hätten es zwei bis vier Songs weniger aber auch ganz gut getan. Wenn man die Langrille schon bis zum Bersten – naja, fast jedenfalls – vollstopft, dann hätte man vielleicht auch die Qualitätsschraube noch ein wenig anziehen sollen.

Wie gesagt, zu Beginn gibt es teilweise recht ordentlichen, manchmal derben Metal auf die Lauscher, nach einem mittellangen Intro haut man bei „Living In The Cage“ gleich mal in die Vollen. Zackige Gitarrenläufe, ein tiefes Brummen, einige höhere Schreie, cleane Vocals, die sich gemeinsam mit der Musik zu immer mehr Aggression steigern…da kann man sich schon vorstellen, dass so ein Song auf den Tanzflächen ganz gut ankommt, zumal der Refrain ein wahrer Ohrwurm ist, bei dem Taff zeigen kann, dass er den klaren Gesang ebenso gut beherrscht wie die harschen Parts. „Closer“ schlägt songtechnisch in eine ganz ähnliche Kerbe, auch wenn die coolen Teile etwas auf sich warten lassen. Immerhin baut man einige nette Keyboardsounds ein, die keineswegs störend wirken, sondern recht atmosphärisch die sonstige Aggression durchbrechen, nur damit diese später umso heftiger zurückkehren kann.

Leider passiert danach nicht mehr allzu viel, das 38-sekündige „Realize“ schließt die erste Hälfte ab und tütet quasi auch die Qualität ein. ROOTWATER können was, sowohl was die Instrumente, als auch, was das Songwriting angeht, aber in punkto Laufzeit haben sie es wirklich übertrieben. Gerne reduzieren sie beim nächsten Mal die Quantität und tun stattdessen noch etwas für die Qualität, dann kommt auch mehr raus als

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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