Das Cover des Debüts von Ryujin

Review Ryujin – Ryujin

Alles neu macht der Januar. Von 2009 bis 2011 als Suicide Heaven und von 2011 bis 2023 als Gyze bekannt, heißt die Band nun RYUJIN. Die Japaner aus Hokkaido, der nördlichsten Präfektur des Landes, wagen unter neuem Namen und beim neuen Label Napalm Records den Neuanfang. Grundsätzlich knüpft die Band um das Brüdergespann Ryoji und Shuji Shinomoto mit ihrem wilden Mix aus Melodic Death und Power Metal an das 2019er Album „Asian Chaos“ an. Genau das Gleiche in weiß und gold ist es bei RYUJIN aber nicht, das selbstbetitelte Quasi-Debütalbum bietet merkar weniger traditionell japanische Elemente als die bisherigen Veröffentlichungen.

Nach dem Intro “Hajimari” (japanisch für “Anfang”) werden bei “Gekokujo” gleich mal überraschend harte Saiten aufgezogen: Die Atmosphäre und die rasanten Riffs klingen stark nach symphonischem Black Metal, dazu wird garstig gekeift. Das japanische Element beschränkt sich hier vorwiegend auf den japanischen Gesang sowie die rudimentäre Nutzung der Lauten Shamisen und Erhu. Dieses Härtelevel wird jedoch nicht gehalten, repräsentativer ist da etwa die Vorabsingle „Raijin & Fujin“: Der Sechsminüter begeistert irgendwo zwischen Ensiferum, Eluveitie, Children Of Bodom, Dragonforce und Versengold mit einem Füllhorn an hymnischen Melodien, einem peitschendem Hochgefühl und weist zudem noch ganz fiesen Ohrwurmcharakter auf – vor allem im melodischen Refrain, gesungen von Trivium-Frontmann Matt Heafy, der das Album produziert hat und bei insgesamt vier Songs als Gastsänger zu hören ist.

Japan und Kitsch gehören so untrennbar zusammen wie Matt Heafy und schlechte Live-Auftritte, da lassen sich natürlich auch RYUJIN nicht lumpen. „The Rainbow Song“ klingt nicht nur vom Titel her zuckersüß – die Melodien, Refrains und quietschfidele Wohlfühlstimmung kleben die Ohren dermaßen mit akustischem Sirup zu, dass die schwarzmetallische Note des Openers längst vergessen ist. Wenn „Scream Of The Dragon“ sich als überlanges Animé-Intro entpuppt und „Saigo No Hoshi“ als schmalziger Schunkel-Schmuser noch einen draufsetzt, sind viele Hörer wahrscheinlich schon ausgestiegen – kann man sich drauf einlassen, macht das aber mächtig Spaß und sorgt für langanhaltende Hörfreuden. Gerade in den überkitschigen Momenten überzeugen RYUJIN und positionieren sich als Empfehlung für Fans der genannten Bands und Genres. Beim Titeltrack wird’s mit kontrolliert-kalkuliertem Chaos, feinen Soli und Wikinger-Chören nochmal richtig wild. Vor allem das Gitarrenspiel ist auf dem gesamten Album auf technisch extrem hohen Niveau, das darf bei allem anderen nicht vergessen werden.

RYUJIN garnieren ihren Melo-Death-Folk-Power-Metal-Cocktail mit fernöstlichen Einsprengseln, im Vergleich zu den Gyze-Alben ist die Gaudi jetzt jedoch wesentlich berechneter und verträglicher komponiert. Allein vom Faktor Massentauglichkeit ergibt die Neuausrichtung als RYUJIN daher Sinn, denn wem „Ryujin“ gefällt, dem muss nicht zwangsläufig auch das sperrigere Gyze-Material gefallen. Spaß macht die fast einstündige, abwechslungsreiche Reise durch Kulturen und Genres definitiv und ist eine Empfehlung für alle aufgeschlossenen Metaller, die kein Problem mit Kitsch und dem kalkuliertem Konzept haben.

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Wertung: 8 / 10

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