Review Sacramentum – The Coming of Chaos

SACRAMENTUM sind wahrscheinlich Geschichte. Die schwedische Band, die 1990 in Götheborg gegründet wurde, brachte es nur auf drei Alben. Die wurden von der Presse und von den Fans zwar teilweise frenetisch abgefeiert, trotzdem zogen die Jungs 1999 scheinbar den Schlussstrich, seitdem hat man nämlich nie wieder was von ihnen gehört. „The Coming Of Chaos“ ist die mittlere der drei Langrillen. 1997 aufgenommen, mit neun Tracks, einer Spieldauer von knapp 50 Minuten und einem reichlich nichtssagenden, vielleicht sogar schon irgendwie kitischigen Cover ausgestattet, zeigten die drei Herren schon damals, was sie so drauf hatten.

Los geht’s mit dem Opener „Dreamdeath“, der schon mal das ganze Spektrum von SACRAMENTUMs Können abdeckt. Melodische Parts, bollernder Double-Bass, teilweise richtig technisch angehauchte Riffs, heiseres Kreischen, gemäßigter Klargesang und ein toller, ins Ohr gehender Refrain. Schwachpunkte fallen aber jetzt schon auf: Die Strophenparts sind eher langweilig und uninspiriert. Auch die Produktion ist nicht das Maß aller Dinge, da teilwese sehr ungeschliffen und deswegen ein wenig drucklos, aber trotzdem transparent und recht ansprechend.

Der zweite Track „…As Obsidian“ fährt die Linie dann konsequent weiter, auch wenn hier der Klargesang fehlt. Dafür kommen die Strophenparts besser daher. Ein wirklich sehr starker Song. Das dritte Opus „Awaken Chaos“ zeigt dann die Kehrseite der Medaille. Eine geniale, teilweise an Naglfar erinnernde Strophenkomposition beißt sich mit einem eher lahmen Refrain. Der geübte Leser sieht schon, wie sich da ein Muster anbahnt, oder?

Das geht nämlich dann auch erst mal eine ganze Weile so weiter. Man könnte sich glatt die Haare raufen. Die Jungs haben wohl erstmal ihre ganze Kreativität und ihr Können an einem Teil eines jeden Songs verballert und ihn dann mit generischen Musikschnipseln vervollständigt. Anders kann ich mir die extrem schwankende Qualität auf „The Coming Of Chaos“ echt nicht erklären. Wenn der Refrain gut ist, dann ist der Rest eher mäßig und das ganze auch umgekehrt. Versteht mich nicht falsch, auch die „generischen“ Teile sind nicht von schlechten Eltern (auch wenn Drummer Rudolfsson des öfteren mal den einen oder anderen Blastbeat hätte einläuten können), lassen aber einfach die Genialität der anderen Parts vermissen.

So ziehen SACRAMENTUM den Großteil der Scheibe nach diesem Strickmuster durch und verzichten auf große Überraschungen. Aber es gibt sie doch. Und damit meine ich nicht das ultrapeinliche Auspeitsch-Sample bei „Burning Lust“ (das sollte man besser totschweigen), sondern zum Einen „Abyss Of Time“, ein Beinahe-Instrumental, das sich etwa zweieinhalb Minuten auf demselben Grundriff ausruht. Und so komisch das klingen mag: Es funktioniert. Trotz seiner Simplizität ein wahrlich epischer Song. Die andere Überraschung kommt kurz vor Torschluss daher, heißt „To The Sound Of Storms“ und macht plötzlich alles richtig. Cooler Refrain, geiler Rest, der Song ist ein absoluter Brecher und das Highlight des Albums.

Danach hätten die Schweden ihre zweite Langrille eigentlich nur noch ins Trockene retten müssen, aber sie konnten’s nicht lassen. Der Rausschmeißer und Titeltrack in Personalunion fängt sehr vielversprechend an, bietet etwa zwei Minuten höchster Tonkunst… Und dann kommen SACRAMENTUM auf die gloreiche Idee, ihre CD mit einem zehnminütigen, völlig undifferenzierten Soundbrei-Gewitter ausklingen zu lassen. Das zerrt gewaltig an den Nerven und macht den Track absolut unanhörbar, so dass es zur Geduldsprobe wird, die CD bis zu ihrem natürlichen Ende durchlaufen zu lassen.

So endet „The Coming Of Chaos“ auf der denkbar schlechtesten Note (in meinem Fall oft damit, dass ich einfach irgendwann mitten drin die Anlage ausschalte) und vermiest den Hörer ordentlich die vorangegangenen 8 doch recht guten Tracks. Schade drum.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert