Review Saint Agnes – Bloodsuckers

Vom Garagen-Rock der Anfangstage ist auf dem zweiten Album von SAINT AGNES nichts mehr zu hören. Die Briten gehen auf „Bloodsuckers“ komplett neue Wege und werfen munter Elemente von Punk, Industrial, Elektro, Metal, Alternative und eine große Portion Hyper Pop in den Kessel. Wer aufgrund des Covers, dem Look von Frontfrau Kitty A. Austen und des Titels „Bloodsuckers“ nun dazu passende verrückte Texte über Vampire und Co. erwartet wird enttäuscht, denn Kitty verarbeitet auf der Scheibe den Tod ihrer Mutter sowie die Wut auf toxische Personen allgemein. Und eines lässt sich bereits jetzt festhalten: Die Sängerin ist wirklich sehr wütend.

Eine Wut, die bereits im ersten Track und Titelsong „Bloodsuckers“ völlig außer Kontrolle gerät. Der Song ist eine wilde Mischung aus den oben genannten Einflüssen, gepresst in eine radiotaugliche Spielzeit. Hinzu kommt Kittie, die ihre Vocals schreit, keift und zum Teil auch noch elektronisch verzerrt. Wer hier vom Lesen schon Kopfschmerzen bekommt braucht in „Bloodsuckers“ gar nicht weiter reinhören, denn SAINT AGNES ziehen ihren Sound gnadenlos durch. „I Mean Nothing To You“ fügt dem Ganzen noch Hip-Hop/Rap-Elemente hinzu, auf „Body Bag“ gibt sich Trap-Künstlerin Mimi Barks die Ehre und „This Is Not The End“ lässt zum ersten und letzten Mal ruhigere Elemente und große Gefühle zu. Der Track ist der Mutter von Kitty gewidmet und dementsprechend verletzlich und nahbar gibt sich die Frontfrau auch. Mehr Abwechslung bietet „Bloodsuckers“ aber nicht, dafür jede Menge eindimensional wütende Songs und Lyrics.

„Animals“ etwa würde auf jede Hyper-Pop-Playlist passen mit dem einzigen Unterschied, dass SAINT AGNES noch E-Gitarren hinzufügen. Die Nummer ist durchgehend hibbelig, nervös und hyperaktiv, wobei diese Attribute problemlos auch auf die weiteren Songs dieses Zweitwerks angewendet werden können. Ab einem gewissen Punkt sorgen auch die Texte der Frontfrau nur noch für Fremdscham. Mag es anfangs noch durchaus verständlich sein, wütend auf einfach alles und jeden zu sein, sind abgedroschene Phrasen wie in „Middlefinger“, „Outsider“ oder „Animal“ irgendwann nur noch nervig. Allein die irrwitzig häufige Verwendung des Wortes „Motherfucker“ berechtigt Hörer für den Erhalt von Schmerzensgeld.

Auf dem Papier lesen sich die bunten Einflüsse von „Bloodsuckers“ erstmal gut und auch der Look und die Attitüde von SAINT AGNES machen neugierig auf Band und Album. Statt Riot-Grrrl-Power der Marke Babes In Toyland oder Bikini Kill gibt es aber nur nervtötenden Hyper-Sound und abgedroschene Texte. SAINT AGNES scheinen absolut nicht zu wissen, wer und was sie eigentlich sein wollen und ersticken gute Ansätze in tonnenweise Elektro und Hyperaktivität. Hier zeigt sich wieder, dass auch Chaos eine gewisse Ordnung braucht.

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Wertung: 3 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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