In manchen Fällen braucht man das Etikett schon gar nicht mehr draufzukleben. Bands, die melodischen Death Metal spielen, werden sofort mit der Göteborger Schule verglichen, finnische Bands mit Hang zur locker-flockigen Düsternis entweder (je nach kommerzieller Ausrichtung) mit Sentenced oder HIM und bei progressiven Deathern fällt immer wieder ein Name: Opeth. Dabei muss eine Kapelle nicht mal mit Plagiatsabsichten starten und dieses will ich den Harzern SEPTEMBER MURDER auch keinesfalls unterstellen, Akerfeldt und Co schweben dennoch permanent wie ein Damokles-Schwert über „He Who Invkoes Decadence“.
Nun ja, das muss ja nicht unbedingt schlecht sein, es gibt wohl Schlimmeres als ein Vergleich mit den Schweden, auch wenn man dem in der Regel nicht standhalten kann. Zumindest als Einordnung für eine nach wie vor junge Truppe, die ihre Meriten noch verdienen muss, ist es doch gar nicht schlecht. Und so zockt man munter drauf los, Double-Bass und der eine oder andere Blastbeat sorgen gerade im Eröffnungsdrittel der Platte für gehörig Schwung, darunter leiden allerdings die Melodien, die unter dem Geknüppel nur wenig Raum zur Entfaltung bekommen. Besser wird es im Mittelpart, in dem man nach und nach hinter die Strukturen kommt, auch wenn aufgrund der opulenten Songlängen von bis zu über elf Minuten der Wiedererkennungswert natürlich unter dem Strich relativ gering ist.
Hieran krankt die Musik auch (noch) etwas: SEPTEMBER MURDER schaffen es (noch) zu wenig, ihre spieltechnischen Fähigkeiten in Songs umzumünzen, die beim Hörer hängen bleiben. Zudem kommt mir der Sound zwar sehr transparent, an manchen Stellen jedoch etwas dünn vor. Vor allem, wenn das Gaspedal mal etwas durchgedrückt wird, bräuchte es meiner Meinung nach einen fetteren Gitarrensound und/oder wahlweise ein tighteres Zusammenspiel der Instrumentalfraktion.
Es ist etwas schade, die Jungs geben sich unter dem Strich leicht unter Wert geschlagen. Sollte es ihnen gelingen, beim nächsten Mal den eigentlichen Song in den Fokus zu rücken, dann ist alleine aufgrund der Spielfreude sicher mehr drin. So bleibt für mich ein leicht überfrachtetes Album in Erinnerung, welches den eigenen Ambitionen in zu wenigen Momenten wirklich gerecht wird.
Das alles soll jetzt nicht zu negativ klingen. Die Herrschaften verstehen etwas von ihrem Handwerk und müssen es eigentlich nur entsprechend umsetzen. Sicherlich wird es auch so Abnehmer für „He Who Invokes Decadence“ geben, ich zähle nur unglücklicherweise nicht ganz dazu. Und so bleiben im Resumee sowohl positive wie auch negative Aspekte hängen, so dass ich Interessenten auf jeden Fall zu vorherigem Testhören raten würde.
Wertung: 6 / 10