Die Progger – oder besser das von Keyboarder und Mastermind „Vivien Lalu“ angeführte Progressive – Projekt SHADRANE hat gerade ihr „lange erwartetes“ Debüt auf den Markt geworfen; Zeit, dass auch wir uns anschauen, was man von dem ungewöhnlichen Projekt erwarten kann. Einen festen Sänger gibt es hier genauso wenig wie Standart Prog-Rock, denn SHADRANE haben sich ihr eigenes Konzept und ihren eigen Stil zurechtgelegt. Das Album wird von einer unglaublich langen und ausschweifenden Konzeptgeschichte begleitet, doch glücklicher- und interessanterweise haben sich die Jungs darauf beschränkt, die Story zu vertonen, nicht komplett zu erzählen. Textlich geht es grob um einen U-Boot-Kapitän, Intrigen und diversen Nebenhandlungen; Musikalisch geht es vor allem um die Liebe jenes Kapitäns zu einer asiatischen Frau, was adäquat dargeboten wird.
Erfrischend schnell geht es im Titeltrack und Opener direkt zur Sache: Kein lästiges Intro, stattdessen direkt eingängige Melodien in unüblichen Taktarten. „Temporal“ ist eines der schnelleren Stücke und macht trotz dem auf dem Longplayer stets präsenten Emotionen-Overdrive richtig Spaß. Zur Mitte wird es schneller, gar Soli und Doublebass gibt es zu hören, nur um am Ende wieder zum simplen Keyboardrhythmus zurückzukommen. Bei „Madoka“ zeigen SHADRANE, dass sie auch mehr können als Standart-Prog: Den Rhythmus bildet hier militär-artiges Stampfen; der Song an sich ist etwas ruhiger und bietet mehr Gefühle als der Vorgänger. Und spätestens hier fällt auch beim ersten Hördurchgang auf, dass das Album vor Gefühlen nur so trieft; Streicher und verzweifelte Melodien begleiten durch das ganze Album. Wer damit nichts anfangen kann, sollte lieber einen großen Bogen um die CD machen.
Mich selbst stört das nicht weiter, so kann ich mich auch mit poppigeren Stücken wie „I Remember“ anfreunden, sogar einige Power-Metal Anleihen findet man auf Songs wie „Morpheus“, aber das alles wird von den ewig-schönen aber auch ewig-gleichen Piano- und Streichermelodien ausgefüllt; Trotz der objektiven Vielfalt wirkt die CD sehr eintönig. Man braucht nicht mehr zu den andren Tracks sagen, denn mehr als „emotional“ „ruhig und schnell im Wechsel“ und „Keyboardmelodien“ würde sowieso nicht fallen. Die lange Konzepterzählung, die mir zwar eh nicht zugesagt hat, hat mit der Musik zudem fast nichts zu tun, fast jeden Lied dreht sich um philosophische Fragen zur Liebe oder auch gerne mal eine Liebeserklärung, aber nichts aufregendes oder fesselndes.
Am Ende ist „Temporal“ ein etwas zu eintönig und schmalziges Debüt ohne wahre Stärken. Die guten Ansätze gehen leider im Einheitsbrei unter, so geht die doch zu Anfang so vielversprechende Band SHADRANE erst mal spurlos an mir vorbei. Zur Musik noch ein kurzer Vergleich: Würde mir ein Song von „Temporal“ bei der zufälligen Wiedergabe erscheinen, würde ich ihn wohl nicht skippen. Doch das Album als Ganzes bietet keinerlei Anreiz bewusst und gewollt eingelegt zu werden; schade.
Redakteur: Dustin Kaiser
Wertung: 6 / 10