Das Cover von "The Ritual Has Begun" von Show N Tell

Review Show N Tell – The Ritual Has Begun

  • Label: No Remorse
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Heavy Metal

Dem traditionellen Metal geht es derzeit so gut wie nie: Rund um den Globus gründen sich gefühlt täglich neue Bands, die sich anschicken, dem Sound ihrer Idole aus den goldenen 80ern neues Leben einzuhauchen. Überraschenderweise kommen nur wenige dieser Formationen aus den USA, weshalb die Vereinigten Staaten bei all den starken Gruppen aus Kanada, Schweden oder Südeuropa etwas aus dem Blickfeld verschwinden. Das könnte sich nun ändern, denn mit den erst 2019 in Phoenix gegründeten SHOW AND TELL strebt eine äußerst viel versprechende Band aus Übersee an die Spitze der New Wave Of True Heavy Metal – ihr erstes Album „The Ritual Has Begun“ könnte ihnen den Weg dorthin ebnen.

Reviews sollen ja in der Regel möglichst objektiv ausfallen, aber SHOW N TELL geben auf ihrem Debüt allerhand Gelegenheit für ungebremste Lobhudelei: Die Burschen aus Arizona zocken ihren US-amerikanischen Old-School-Metal auf „The Ritual Has Begun“ mit einer lässigen Abgebrühtheit und Authentizität, von der sich manch andere NWOTHM-Combo locker anderthalb Scheiben abschneiden könnte. Mit offensichtlichen Vorbildern wie Vicious Rumors, W.A.S.P. oder Dokken liegt die Mannschaft voll im Trend, anders als viele ihrer Mitbewerber präsentieren sich SHOW N TELL jedoch nicht als bloße Kopie, sondern verbinden diese Einflüsse bereits auf ihrem Erstlingswerk zu einem Sound mit deutlicher eigener Note.

Dabei weiß man wirklich nicht, wo man bei SHOW N TELL Kritik üben sollte. Die Riffs von Songs wie „Run To The Light“, „Heavy Metal“ oder „Tortured By Reality“ versprühen eine unglaubliche Coolness, die Leadgitarren-Duelle der Herren Rodriguez und Dobbs sind nachgerade spektakulär und das generelle Songwriting der Truppe fällt derart stilecht aus, dass man annehmen könnte, es wäre wieder 1985 und die Band hätte gerade ihren ersten Vertrag mit Shrapnel Records abgeschlossen. Einzig der Gesang ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn Frontmann David Rodriguez quäkt ähnlich schrill wie Skull-Fist-Frontmann Jackie Slaughter – unpassend ist das aber auch nicht.

Die Performance ist also top und das Songwriting verdient eine Eins mit Stern – fehlt noch die nötige Abwechslung, um aus „The Ritual Has Begun“ ein unverzichtbares Album zu machen. Auch hier enttäuschen SHOW N TELL nicht, denn die Mannschaft bietet auf ihrem ersten Studiowerk eine hohe stilistische Vielfalt. Generell in US-Metal-Bangern wie „Rip ’n‘ Tear“ zuhause, wagt sich die Band beispielsweise im Dokken-inspirierten „I’m Alive“ an rockige Breiteinigkeit und liefert u. a. mit dem Titeltrack gar thrashige Aggression. Wie erwähnt verbinden SHOW N TELL all diese Einflüsse zu ihrer eigenen Identität, weshalb sich trotz viel Abwechslung ein roter Faden durch die Platte zieht.

Es kommt nicht oft vor, dass eine Band so stark debütiert wie SHOW N TELL mit „The Ritual Has Begun“. Weit davon entfernt, das Genre zu revolutionieren, überzeugen die Amis doch mit erstklassigem Songwriting, technischer Finesse und einer durch und durch glaubwürdigen Attitüde. Das Ergebnis ist ein rundum gelungenes Heavy-Metal-Album der alten Schule, dessen enorme Hitdichte nicht nur das Niveau der meisten Veröffentlichungen ähnlich gearteter Bands um ein Vielfaches übersteigt. „The Ritual Has Begun“ rangiert qualitativ in einer Liga mit den grandiosen ersten Alben von Mantic Ritual oder Warbringer und wenn SHOW N TELL ihre Karten jetzt richtig spielen, steht der Truppe aus Phoenix eine glänzende Zukunft bevor.

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Wertung: 9 / 10

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