Dem gemeinen Metaller wird manchmal eine gewisse Engstirnigkeit nachgesagt. Das mag hier und da auch zutreffen, ganz sicher aber nicht für die deutsche Plattenschmiede Pure Steel, welche zwar einen wenig breitgefächerten stilistischen Kanon bereit hält, dafür aber gerne geographisch exotisch tätig wird.
Neuestes Beispiel ist das Album „Dipoko“ von SKINFLINT, eine Heavy-Metal-Combo aus Gaborone. Für diejenigen, die in Erdkunde nicht so gut aufgepasst haben, sei gesagt, dass es sich dabei um die Hauptstadt von Botswana handelt, einer kleinen Republik, die zwischen Namibia, Südafrika, Sambia und Simbabwe liegt.
Wie schon angedeutet, fällt es wohl wesentlich leichter, die Band musikalisch einzuordnen. Trotz der räumlichen Distanz werden hier wohl vor allem Freunde der NWOBHM Freudentränen vergießen, ein recht traditioneller, europäischer Sound, die im Infoschreiben angesprochenen Einflüsse des amerikanischen Epic- / Heavy Metal vermag ich dafür nicht ganz so herauszuhören. Trotzdem kann man SKINFLINT unterstellen, auf „Dipoko“ ein durchaus eigenständiges Songwriting an den Tag zu legen. Zwar hätte ich mir vielleicht ein paar mehr einheimische Inspiration gewünscht als nur die rituellen afrikanischen Trommeln in „Blood Ox Ritual“, aber das mag wohl Geschmackssache sein.
Anders als die Labelkollegen Angband aus dem Iran, die mit weitaus größeren (politischen) Repressionen zu kämpfen haben und daher nur unter größten Schwierigkeiten und mit den entsprechenden Einschränkungen im Sound produzieren können, bekommen SKINFLINT den Klang schon ganz ordentlich hin. So könnte man argumentieren, dass sie es in der Minimalbesetzung (Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug) auch nicht so schwer haben, trotzdem wirkt das Ganze schon recht ausgegoren. Klar könnte die Gitarre etwas mehr Druck vertragen und die Transparenz ist nicht in jeder Sekunde gegeben, aber das war bei den Vorbildern im England der früher 80er schließlich auch nicht anders.
Was mir so ein wenig fehlt, sind die eingängigen Momente. Genaugenommen muss man eigentlich bis „Iron Mamba“ (bescheuerter Titel, irgendwie) warten, bis ein Lied mal wirklich hängen bleibt. Zudem ist der Gitarrenlauf des rausschmeißenden „Gboyo“ ganz gelungen, ansonsten bleibt der Wiedererkennungswert trotz hörbaren Bemühens etwas auf der Strecke.
Nun, was soll’s. Wer Spaß an traditionellem Heavy Metal hat, kann hier vermutlich bedenkenlos zugreifen. Wer den Blick gerne über den europäisch-amerikanischen Metal-Teller wirft sowieso. Alle anderen werden SKINFLINT mit „Dipoko“ wohl nicht zu dieser Art Musik bekehren.
Wertung: 7 / 10