Wenn sich eine Band SLEAZE KID nennt, ist jedenfalls von vornherein klar, was für Musik sie macht. Es geht stilistisch um den Sleaze Rock, die rüpelig-rotzige Unterart des Hardrock, die besonders Bands wie Mötley Crüe, Poison, Guns N Roses oder Skid Row bekannt gemacht haben. Sleaze Kid führen die meisten davon auch unter ihren persönlichen Einflüssen auf, sie dürften also als Vorbilder der Band durchgehen. Mit „Shakin‘ & Smashin'“ haben die Nachwuchsrocker (sind glaube ich noch nicht mal alle im Erwachsenenalter) ihr Debüt am Start.
Der Einstieg mit „Rock On“ nimmt seinen Titel gleich mal ziemlich ernst. Mit punkiger Lässigkeit und knackigen Riffs düst der Song gut in die Gehörgänge und der kantige Rhythmus bewegt des Hörers Glieder fast automatisch. Ein schönes, melodisches Lead-Solo rundet einen durchweg gelungenen Opener ab. „The Wild Side“ ist ebenso energievoll, von seiner gesamten Ausrichtung aber grooviger. Die emotionale Seite der Band sowie eine leicht folkige Seite rücken bei „Heartbreaking Occasions“ in den Vordergrund. Und auch hier schlagen sich die Jungs unerwartet gut und erschaffen einen amtlichen Ohrwurm.
Diese Vermischung aus flotten Rockern, stampfenden Groovern und coolen Halbballaden erinnert natürlich schnell an GNR, aber SLEAZE KID denken gar nicht daran, hier groß zu kopieren. Sie bringen lieber ihre eigenen guten Ideen ins Songwriting ein – und davon haben sie einige. Beim Titeltrack „Shakin‘ & Smashin'“ hauen sie uns einige richtig fette Riffs um die Ohren, während die Rhythmusbasis bei entsprechender Volume-Einstellung die Regale wackeln lässt. Einen weiteren Übergriff in Punk-Gefilde gibt es bei „Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll“, diese unbändige Energie wird aber gelungen ins Songwriting integriert, so dass ein weiterer dynamischer Fetzer entsteht.
Ehrlich gesagt hatte ich ja erwartet, dass das Debüt der Jungs schon noch ein wenig holpriger sein würde. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber „Shakin‘ & Smashin'“ überrascht mich in voller Linie. SLEAZE KID lassen hier satte 14 Tracks vom Stapel und bauen dabei nicht einmal großartige Ausfälle ein. Es mögen zwar jetzt nicht alle Songs absolute Tophits sein und zum Ende hin stelle ich einen minimalen Leistungsabfall fest, aber das Songwritingniveau schwankt dennoch höchstens zwischen solide und gut. Das emotionalere „Turned Away“, der Powerrocker „Jump“ und das vielschichtig angelegte „Just Got Lost“ sind – wie praktisch alle zuvor ausdrücklich erwähnten – noch weitere Stücke, die von einem durchdachten und sorgfältig ausgearbeiteten Songwriting zeugen.
Auch technisch gibt es nichts zu beanstanden. Die Rhythmusarbeit ist so kraftvoll und kantig, wie man sie in dem Genre braucht, das Gitarrenspiel ist vielseitig und versiert und der Gesang hat auch genau die richtig rotzig-raue Note, die die Dynamik des Sounds nochmal bestens unterstützt. Dabei ist GT stimmlich noch variabel und kann bei den emotionaleren Songs stets eine passende Portion Schmacht reinhängen.
Ein gelungener erster Auftritt der jungen Sleaze-Rock-Band. Wer auf das Genre steht, macht absolut nichts verkehrt, wenn er auch mal „Shakin‘ & Smashin'“ antestet. Wenn SLEAZE KID mit ihrem Debüt schon so aufdrehen, bin ich echt mal gespannt, was uns dann in Zukunft von der Truppe aus Schwäbisch Hall noch alles erwartet.
Wertung: 8 / 10