Review Smoulder – Violent Creed Of Vengeance

  • Label: Cruz Del Sur
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Was ist das bitte für ein Jahr für Freunde des gepflegten Epic-Metal (wahlweise auch als Sword-And-Sorcery-Metal oder Fantasy-Metal o. ä. zu bezeichnen)? Bisher erschienen schon starke Alben von Gatekeeper, Megaton Sword oder Goat Explosion und jetzt legen auch noch SMOULDER ihr Zweitwerk vor. Dabei ist gerade erstmal April. Das kanadische Quintett ließ die Fans bedingt durch Corona satte vier Jahre auf den Nachfolger des mächtigen Debüts „Times Of Obscene Evil And Wild Daring“ warten lassen, liefert nun aber mit „Violent Creed Of Vengeance“ aber endlich Nachschub. Also rein in die Rüstung, das Schwert geschärft und auf in neue Abenteuer!

Die Mitglieder von SMOULDER trennen inzwischen mehrere tausend Kilometer, den Frontfrau Sarah Ann und Gitarrist Shon Vincent leben jetzt in Finnland. Die räumliche Distanz hat „Violent Creed Of Vengeance“ aber zum Glück nicht geschadet, vielmehr hat die Band ihren Sound deutlich geschärft und sich ein Stück weit von ihren doomigen Wurzeln entfernt. Als erstes sticht aber natürlich wieder das phänomenale Artwork von Michael Whelan ins Auge, dass das Albumthema perfekt einfängt. Vordergründig dreht sich das Konzept um Rache, eigentlich geht es aber speziell um die Rache von Frauen an übergriffigen Männern. Sarah Ann verarbeitet in den Texten sowohl eigene Erfahrungen als auch Erlebnisse aus dem Bekanntenkreis und verpackt das Ganze in eine Fantasy-Bildsprache. Harte Kost und dementsprechend wuchtig gehen SMOULDER auch musikalisch zu Werke.

„The Talisman And The Blade“ etwa prescht wild nach vorne und weckt starke Erinnerungen an frühe Blind Guardian, „Path Of Witchery“ ist sogar noch schneller und krachender und „Spellforger“ donnert als kürzestes Stück der Scheibe ebenfalls ungezügelt über den Hörer hinweg. SMOULDER beherrschen bei diesen energetischen Tracks aber die Kunst ihre typische Epik nie aus den Augen zu verlieren. Einen großen Anteil am Trademark-Sound hat natürlich die Stimme von Sarah Ann, die auf „Violent Creed Of Vengeance“ in Sachen Intensität sogar noch einen draufsetzt. So etwa bei „Victims Of Fate“, für das die Band Fantasy-Ikone Michael Moorcock persönlich für das Spoken-Word-Intro gewinnen konnte. Sarah Ann singt voller Inbrunst und Pathos über das legendäre Tanelorn und wird dabei begleitet von galoppierenden Riffs und abwechslungsreichen Melodien.

Natürlich haben sich SMOULDER trotz höherem Geschwindigkeitslevel nicht komplett vom Doom verabschiedet. Mit „Midnight In The Mirror World“ und „Dragonslayer’s Doom“ gibt es gleich zwei überlange Epic-Doom-Kracher. „Midnight In The Mirror World“ kann mit seinen wechselnden Rhythmen und Tempi und den Solo-Parts fast schon als komplex gelten und die Unterfütterung von Sarahs Stimme mit einem Backing-Chor trägt massiv zur Atmosphäre des Songs bei. Das abschließende „Dragonslayer’s Doom“ wiederum ist Heavy-Prog vom Feinsten. Elf Minuten lang vereinen SMOULDER alles, was ihren aktuellen Sound ausmacht: Wuchtige Riffs, donnernde Drums, Gänsehaut-Epik und packende Vocals. Was für ein Finale!

SMOULDER sind auf „Violent Creed Of Vengeance“ hörbar gereift und können sich mit ihrem Zweitwerk endgültig als feste Größe im Epic-Metal etablieren. Weniger doomig, dafür deutlich mitreißender, überzeugt das neue Material mit epischer Kraft und der genau richtigen Portion Weiterentwicklung. Nimmt man noch das starke lyrische Konzept dazu, legen SMOULDER eine der spannendsten Veröffentlichung des Genres vor.

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Wertung: 9 / 10

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