Review Sothis – De Oppresso Liber

USBM, das ist ein Trademark, das von Genrepuristen bislang immer eher belächelt, wenn nicht sogar mit unverhohlener Verachtung beäugt wurde. Man muss auch sagen, dass bislang noch nicht viele namhafte Schwarzwurzeln aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten über den Atlantik zu uns hinüber schwappten. Eric Petersons grandiose Truppe Dragonlord zum Beispiel, die Newcomer von Wolves in the Throne Room, oder aber die mittlerweile aufgelösten Judas Iscariot. Dann ist da noch eine relativ umfangreiche Untergrundbewegung von Pappnasen, die das U ganz gerne mit einem N verwechseln und noch nicht mitbekommen haben, dass Faschismus ganzschöner Scheißdreck ist, aber solche geistigen Tiefflieger haben wir heute nicht vor uns.

Sondern SOTHIS, eine 1999 gegründete Black Metal Band aus der Stadt der Engel, die mit „De Oppresso Liber“ (ich bin letztens erst durch’s Latinum gefallen, also genießt meine Info mit Vorsicht, wenn ich behaupte, dass das so was im Sinne von „Über die Unterdrückung des Freien“ heißt) ihr erstes Lebenszeichen in Form einer Langrille unter die Leute bringt, nachdem die vier Jungs und das Mädel bereits mit einer Demo und einer Live-DVD auf sich aufmerksam gemacht haben.

Dabei klingt die Chose hier gar nicht so amerikanisch, sondern viel norwegischer, allerdings meine ich damit nicht puristisch, kratzig und verrauscht. SOTHIS machen ziemlich schnell klar, welche legendäre Schwarzkitteltruppe sie ziemlich lieb haben. Relativ erdige Powerchord-Riffs, die hin und wieder mal zugunsten eines (nicht so sonderlich technisch anspruchsvollen, aber dafür um so eingängigeren) Solos aufgelöst werden, bombastische Keyboard-Arrangements, Liedlängen jenseits der fünf Minuten und ein Sänger, der vielleicht mehr nach Ihsahn klingt, als dieser es selbst auf seinen letzten Alben tat… Muss ich noch mehr sagen? Hallo Emperor!

Die Reminiszenzen an die mittlerweile aufgelösten-und-dann-doch-wieder-nicht-Helden des norwegischen Black Metals sind so offensichtlich, dass sogar ein Tauber sie erahnen würde. SOTHIS haben die Zutaten für ihren episch-symphonischen Schwarzmetall nicht nur im Emperor-Gemischtwarenladen eingekauft, sie kochen auch stur nach Rezepten aus den bekannten und beliebten Kochbüchern „IX Equilibrium“ und „Prometheus“.

Glücklicherweise wird das Gericht nicht lustlos hingerotzt, unsere vier Köche und die Küchencheffin sind nämlich mit ganzen Herzen bei der Sache und ihre handwerklichen Fähigkeiten stehen auch außer Frage. Die Herren und die Dame wissen, wie eine gute Emperor-Platte zu schmecken hat. Vor allem Drummer Dross leistet Großes. Die gut druckvolle Produktion tut da ihr übriges: „De Oppresso Liber“ macht nicht nur optisch auf dem Teller einen guten Eindruck, sondern mundet auch vorzüglich…

…wenn wir mal darüber hinweg sehen, dass das Material hier schon quasi eine Dekade alt ist, beziehungsweise so klingt, als ob es das wäre. Wie bewertet man aber so eine CD nun? Puh, schwere Frage. Kann man einer Platte, die so gut klingt, einen massiven Punktabzug wegen fehlender Eingenständigkeit reindrücken? Denn ganz ehrlich, auf einer Innovationsskala von 1 bis 100 müsste man SOTHIS schon fast eine negative Zahl geben. Ja, man könnte wohl. Doch ich tu’s nicht. Denn „De Oppresso Liber“ macht einfach eine Menge Spaß, zumindest denke ich mal all denen, die wie ich der Ansicht sind, dass „IX Equilibrium“ und „Prometheus“ absolut keine schlechten Platten waren. All diese sollten mal ein Ohr riskieren. Aber nächstes mal bitte was eigenes kochen, anstatt olle Kamellen aufzuwärmen, okay SOTHIS?

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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