Review Splinter – Role Models

Manchmal gibt es Sound-Kombinationen von denen man im Vorfeld nie gedacht hätte, dass die Welt sie unbedingt braucht. Zum Beispiel die Verschmelzung von Retro Rock, Post Punk, Indie Rock und 60er-Pop, wie sie SPLINTER auf ihrem Zweitwerk „Role Models“ aktuell zelebrieren. Aus den Trümmern von Death Alley und Birth Of Joy hervorgegangen, scheren sich die Holländer herzlich wenig um Genre-Konventionen oder Erfolgsformeln. Stattdessen scheinen SPLINTER einfach alles zusammengeworfen zu haben, was die vier Herren privat gerne hören. Herausgekommen ist ein sehr eigenständiges und sehr tanzbares Album.

Die Hüften kreisen bereits beim Opener „Soviet Schoolgirl“, der mit viel Glam die Scheibe eröffnet, um dann die Bühne freizumachen für die mit sexy Groove ausgestatteten „Bottom“ und „Opposite Sex“. Letzterer sorgt mit seinen immer neuen Reimen auf den Buchstaben X in den Lyrics auch beim Gesang für gute Laune. SPLINTER können aber nicht nur tanzbar, die Niederländer wissen auch wie man dreckigen Indie-Rock im Stile von frühen The Hives und Konsorten spielt: „Children“ etwa wischt mit dem aktuellen Werk von The Hives den Boden auf. Falls sich schon mal jemand gefragt hat, wie der Golden-Earring-Kracher „Radar Love“ mit Hammond-Orgel klingen würde, SPLINTER liefern mit „Every Circus Needs A Clown“ die Antwort. Die Einflüsse der ebenfalls niederländischen Hard-Rocker sind unüberhörbar, Spaß macht die Nummer aber trotzdem.

SPLINTER drücken auf „Role Models“ aber nicht nur aufs Gas, sondern lassen auch ruhigere Momente zu: „Computer Screen“ wird von einem Piano getragen und „It Should Have Been Over“ kommt allein mit einer Akustikgitarre aus. Damit trifft das Quartett die richtige Mischung aus Zurückhaltung und Ausgelassenheit, um „Role Models“ nicht zu sehr in die Kuschel-Ecke abdriften zu lassen. Besondere Erwähnung verdient noch die Leistung von Tastenhexer Gertjan Gutman, dank dessen Orgelspiel Songs wie „Forbidden Kicks“ zu hemmungslosen 70ies-Trips ausarten. Der Mann beweist eindrücklich, weshalb in jede gute Retro-Rock-Band eigentlich eine Orgel gehört.

SPLINTER liefern mit „Role Models“ den wohl buntesten und wildesten Trip durch die Rock-Geschichte des Jahres. Das Album klingt groovy, sexy, tanzbar und im besten Sinne des Wortes retro. Klar hat man die einzelnen Bestandteile schon mal irgendwo gehört, aber noch nie in einer so wilden Kombination wie sie SPLINTER hier abliefern. Ein Sound, den man definitiv live erleben muss.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert