Review Stillers Tod – Katharsis

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Es gibt Bands, die mit einem vollkommen belanglosen Demotrack und einem einfallslosen Image einen Plattenvertrag an Land ziehen und es gibt Bands wie STILLERS TOD.
Die Jungs um „Band-Diktator“ Kargáist aus Baden-Württemberg bewegen sich in den experimentellen Gefilden des deutschen Black Metals.Unter sicherlich keinem geringen Einfluss von Bands wie Nocte Obducta, Urfaust, und einem Hauch Dornenreich entstand das in Eigenregie produzierte Debütalbum „Katharsis“.
In 49 Minuten verteilt auf zehn Tracks beweist man eindrucksvoll, dass der (deutsche) Black Metal im Jahre 2009 alles andere als stagniert. Typische Black Metal Elemente werden mit doomigen und ambienten Passagen aufgelockert und ergänzt.

So geht es nach dem gemächlichen Intro „16 Jahre Fegefeuer“ direkt mit dem Titeltrack des Albums los. „Katharsis“ startet gemächlich und schaukelt sich binnen weniger Sekunden zu einem schnellen und hasserfüllten Black Metal Song. Dennoch bleiben die Vocals überraschend klar und wie auch bei „Blutiger Schnee“oder „In jeder gottverdammten Nacht“ unterbrechen ruhige, instrumentale, Parts das Geschehen und leiten elegant von einer Strophe zur nächsten. Ein Zitat von Max Frisch zu Beginn von „Von Wiederkehr und Niedergang“ führt weiter zum schleppenden, stark melancholischen Teil des Albums, ehe man bei „Blutiger Schnee“ nach und nach wieder Fahrt auf nimmt und zum Kernstück des Albums gelangt. Die beiden Teile von „Lebensdurst“ haben so ziemlich alles, was sich ein Fan der oben angesprochenen Genres und Bands wünscht. Äußerst gut platzierte Samples, ausgefeiltes Songwriting und eine nahezu perfekte Songstruktur. Nachdem die Gitarristen Moriond und mittlerweile Ex-Gitarrist Myrkur bei „Demian“ noch einmal zeigen, was in ihnen steckt, neigt sich das Album mit sanften Klaviertönen bereits dem Ende zu.

Man merkt schnell, dass „Katharsis“ kein Album ist, welches zum Zeitvertreib geschrieben wurde, sondern eine Menge Herzblut dahinter steckt. Die Songs sind klar strukturiert und greifen trotz ihrer recht großen Vielfalt und Variabilität auf eine gekonnte Art und Weise ineinander. Geschmackssache wird für viele jedoch die Vocals von Sänger Kargáist sein. Der gewagte Gesang, wird einigen „typischen“ Black Metal Vocals-Anhängern mau aufstoßen, ehe sie spätestens bei „Blutiger Schnee“ sich selbst eingestehen müssen, dass diese Art von Vocals einfach die Beste Wahl waren. Typisches Gekeife hätte hier eindeutig die Wirkung verfehlt.
Besonders hervorzuheben seien die Lyrics. STILLERS TOD bewegen sich auf dem schmalen Grad zwischen Genialität und Kitsch. So lässt sich der Einfluss von Max Frisch und anderen Vertretern der deutschen Schriftstellerkunst nicht leugnen. Dieser Einfluss gepaart mit modernem Songwriting stellt eine gelungene Abwechslung zu den typischen satanischen und 0815-Misanthropie Texten diverser Genrekollegen.Die wirklich negativen Aspekte des Albums liegen lediglich im Detail. Bei einzelnen Songs hätte ein kürzeres Intro auch gereicht, oder der Tempowechsel nicht zu abrupt von statten gehen sollen. Jedoch ist die ein oder andere gefühlte Überlänge, wie bei dem Song „Seelenwanderung“, alles andere als ein Genickbruch für „Katharsis“, denn das Gesamtwerk überzeugt auf voller Länge.

STILLERS TOD beweisen ausreichend „Lebensdurst“ auf ihrem Debütalbum, sodass man nebst diesem Album wohl noch einiges von der Band erwarten kann.
Sie lösen sich von den starren Strukturen des Black Metals, ohne die Wurzeln gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen. Das Debütalbum sei jedem ans Herz gelegt, der deutschen Black Metal, mit Experimenten und Atmosphäre sucht. Die Band hat mit „Demian“, „Lebensdurst I“ und „Blutiger Schnee“ eine gelungene Auswahl auf Myspace hochgeladen und hat den einen oder anderen Klick mit Sicherheit verdient.

„Aus Wahnsinn wird Musik geboren!“ heißt es im Promotext. Man darf mehr als gespannt sein, welche hässlichen Ausgeburten noch auf den Hörer zukommen werden, bis dorthin reinigt eure Seelen!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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