Review Syning – Syning

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Das deutsche Wort Flügel hat je nach Kontext mehrere Bedeutungen. So auch das dänische Wort syning: Entweder steht es für nähen oder für Begutachtung. Welche Bedeutung die norwegische Band SYNING für sich in Anspruch nimmt, erklärt sich mit Blick auf das Cover des selbstbetitelten Debüts (und der Vermutung, dass Black-Metaller keine glühendenden Verehrer dieses Handwerks sind). Weniger rätselhaft, aber dafür umso bekannter sind die Namen des Trios hinter SYNING: An der Gitarre ist Cernunnus (Manes, Lethe, Manii, Høstsol), am Mikro Levninger (Knokkelklang, Askeregn) und V. Einride am Schlagzeug (Whoredom Rife, Live-Drummer für Gorgoroth und From The Vastland). Damit haben sich Mitglieder der neuesten Black-Metal-Interpretation (Whoredome Rife) mit den Altvorderen des Genres (Manes zwischen 1993 und 1999) zusammengetan, was eine gewisse Erwartungshaltung generiert; zumal Cernunnus für seine Synth- und Keyboard-Effekte bekannt ist.

Mit genau diesen startet das drei Songs umfassende Debüt von SYNING: Der 14 Minuten lange Opener „Atter Igjen Kommer Mørket Krypende“ wird stimmungsvoll ambient eingeleitet und schleppt sich die ersten sechs Minuten mit einem typisch repetitiven, scharf an der Eintönigkeit vorbeischrammenden Riffing voran, ehe Drummer Einride in der Mitte (endlich) die Doublebass zückt und sich der Song nicht nur zu einem klassischen Black-Metal-Song aufbäumt, sondern wahrhaftig an Größe gewinnt: Cernunnus kreiert mit seinen Synth- und – ganz stark! – Orgelsounds eine einnehmende Tiefe und Vielschichtigkeit, während Einride die Motivwechsel abwechslungsreich begleitet – spannende Unterhaltung, der es der ersten sechs Minuten nicht in der Länge bedurft hätte.

„Et Siste Skrik“ beginnt mit einem orchestralen, immer weiter anschwellenden Klangteppich, der im weiteren Verlauf des 13-minütigen Tracks zu einer stimmungsvollen Orgel avanciert. Besonders im mittleren Teil ist das Zusammenspiel dieser sakralen Sounds, der Doublebass und den zwei sich gut ergänzenden Gitarrenspuren sehr einnehmend. Wie auch im Opener beginnt „Et Siste Skrik“ mit einem etwas blassen Riffing, baut sich aber bereits nach drei Minuten wesentlich kreativer auf, ehe auch dieser Song erneut ab der Mitte der Spielzeit seine eigentliche Schönheit zeigt. Mit dem finalen Track „Fortapt“ brechen SYNING das Muster der vorangegangenen Songs und präsentieren einen sechsminütigen sphärischen Ambient-Track mit stimmungsvoller Akustikgitarrenbegleitung, untermalt mit den Naturklängen eines verregneten Tages. Leider der erste und letzte Song, der völlig frei von Längen ist.

Zugegeben, am Anfang waren es nur die Namen hinter dem Projekt, die auf SYNING aufmerksam gemacht haben. Kommt man dem Albumtitel allerdings nach und begutachtet das Debüt der Norweger eingehender, eröffnet sich einem etwas Vertrautes, aber zugleich doch Unbekanntes. Die Kombination von Black-Metal-Trademarks und fesselnder Atmosphäre mit überraschend sakraler Epik steht SYNING gut zu Gesicht. Verabschiedet sich das Trio bei der nächste Platte noch von den überlangen Intros und wandelt diese Spielzeit in eigenständige Songs um, dürfte es gigantisch werden.

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Wertung: 7.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Syning – Syning

  1. Ich finde gerade die langen Intros für gelungen, weil sie das zermürbende und quälende ziemlich gut transportieren, weswegen ich auch nen Punkt mehr springen lasse.

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