Review Tardy Brothers – Bloodline

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Mit Obituary haben die beiden Tardy-Brüder John und Donald unbestritten Metal-Geschichte geschrieben, den Florida-Death Metal geprägt wie kaum eine andere Band. Über 20 Jahre, acht Studioalben und unzählige Auftritte rund um den Globus später entschließen sich die Brüder, abseits der Obituary-Pfade zu wandeln und in Form von TARDY BROTHERS andere musikalische Wege einzuschlagen.

Wirklich erfolgreich sind sie in diesem Vorhaben aber nicht. Um das zu festzustellen braucht es nicht einmal das Hintergrundwissen, dass sie mit dem original Executioner-Gitarrist Jerry Tidwell und dem derzeitigen Obituary-Klampfer Ralph Santolla alte Bekannte an Bord holten und ein eigenständiger Sound deshalb schon im Vornherein mehr als fraglich war. Das offenbaren nämlich schon die ersten Riffs vom Opener „Bring You Down.“: in bester Obituary-Manier wird hier groovender Midtempo-Tod zelebriert. Johns Stimme würde man auch noch unter Tausenden heraushören und mit „Bloodline“ stellt er seine Ausnahmeposition unter den Death Metal-Schreihälsen ein Mal mehr unter Beweis.
Musikalisch haben die Brüder jedenfalls alles fest im Griff – mit ihrem Titelsong kreierten sie eine atmosphärisch verdammt dichte Death Metal-Dampfwalze, die von Stimmungswechseln und dem signifikanten Drumming Donald Tardys geprägt wird. Während Titel wie „I’m Alive“ und „Eternal Lies“ weiter im mittleren Geschwindigkeitsbereich knattern, drücken „Deep Down“ und „Fate’s Call“ das Gaspedal sogar angenehm durch. Über weiteste Strecken dieser 38:42 Minuten erlebt der Hörer zwar erstklassigen und wirklich hochkarätigen Florida-Death, ansonsten aber keine wirklichen Überraschungen.
Einzig die letzten drei Songs schaffen es, sich ein wenig von ihren Vorgängern abzuheben. Wo „Eternal Lies“ leicht rockige Ansätze aufweist, geben die beiden Schlusslichter „Scream Descendent“ und „Fade Away“ einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie TARDY BROTHERS in Zukunft klingen könnten: modern – nicht zuletzt wegen eines etwas offeneren Klangbilds und den akustischen Interludes, die eine schon beinahe verspielte Stimmung erzeugen. Vor allem „Fade Away“ mit seiner rockig-melodischen Lead-Gitarre ist ein Paradebeispiel dafür, was sich das Duo musikalisch aus den Ärmeln zaubern könnte.

Fazit: „Bloodline“ eignet sich für Obituary-Anhänger perfekt, um die Wartezeit zum kommenden Album „Darkest Day“ zu überbrücken und wird nicht nur unter den die hard-Fans der Band Anklang finden. Das Ziel, mit TARDY BROTHERS tatsächlich neue und eigenständige Musik zu machen, haben John und Donald trotz einer grundsoliden und über dem Mittelmaß liegenden Platte allerdings nicht erreicht, bestenfalls in Sichtweite gerückt. Geplant sind noch weitere Veröffentlichungen unter diesem Namen, für die wieder alte Freunde und Weggefährten eingeladen werden sollen. Vielleicht tun sie aber nicht schlecht daran, es beim nächsten Mal mit Musikern zu versuchen, die noch nicht bei Obituary gespielt haben. Musikalisch steht dem Duo alles offen – jetzt müssen sie sich nur noch trauen.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert