Pünktlich zum kalten Dezember haben die niederländischen TARNKAPPE beschlossen, ihr zweites Album „Winterwaker“ zu veröffentlichen. Der Titel des komplett in ihrer Heimatsprache gehaltenen Werkes bedeutet wörtlich übersetzt Winterwächter und lässt auf eine weitere, klassische Trve-Black-Metal-Platte schließen.
TARNKAPPE bezeichnen sich selbst als Band, die der zweiten Welle des Black Metal huldigt. Zu dieser gehören Größen wie Mayhem, Gorgoroth, Immortal und derartige Formationen. Also „Black Metal, wie er [Anm. d. Redakteurs: zumindest nach Einschätzung ganz trver Metaller] gespielt werden sollte: roh, aggressiv, kalt und mit Underground-Attitüde“, erzählt das Presseschreiben. Diese Selbsteinschätzung verwundert ein wenig. Zwar finden sich Stücke wie „Kale Vlakten, Desolatie“ oder das an Marduk erinnernde „Aan De Aarde Gebonden“ auf „Winterwaker“, die stilistisch zu den oben genannten Bands passen, ansonsten aber hat ihr Black Metal mehr mit der aktuellen Post-Welle gemeinsam. Die Produktion ist hochwertig und alles andere als roh, die Songs sind sehr harmonisch und melodisch, Blastbeat- und Doublebass-lastig und es finden sich wenige dissonante Klänge oder düstere Riffs auf dem Album. Stücke wie der starke Opener „Bodemkruiper“ oder der gelungene Titeltrack entführen den Hörer mit ihren geschrammelten Akkorden und Tremolomelodien in eine melancholische Welt, die zwar alles andere als neu, aber dennoch immer wieder erstaunlich schön ist.
Glaubt man besagtem Pressetext, war das wohl gar nicht die Intention. TARNKAPPE selbst sehen sich eben eher als Vertreter klassischen, skandinavischen 90er-Jahre-Black-Metals und nennen unter anderem Darkthrone und Burzum als Vergleich. Doch egal, welchem Stil man sie nun genau zuordnet, das alles ändert nichts daran, dass die Truppe hier sehr sauberen Black Metal fabriziert hat. Mit acht Songs und 40 Minuten Spielzeit kann „Winterwaker“ auf durchgehend hohem Niveau unterhalten. Wirkliche Highlights zu benennen erweist sich daher als ähnlich schwer wie Ausrutscher auszumachen, denn auch wenn sich die Songs durch ihre eingängigen Melodien und Riffs klar voneinander unterscheiden, sind die Stücke allesamt ähnlich gelungen.
Ein wenig störend fallen höchstens die Vocals auf, die eher ungekonnt hineingekrächzt und gestöhnt wurden. Obgleich die Musik sehr sauber eingespielt und die Produktion für diese Art Black Metal ausgesprochen klar und kraftvoll ist, kann das Album außerdem im Bassbereich nicht so viel Druck beisteuern, wie es für die Songs optimal gewesen wäre.
Viel mehr gibt es ansonsten nicht zu kritisieren. „Winterwaker“ ist eine professionell gemachte Platte, die schön anzuhören ist, ansonsten aber nichts Neues zu bieten hat, eher rückwärtsgewandt ist und zur Weiterentwicklung der Szene im Wesentlichen gar nichts beiträgt. Fans von melodischem, melancholischem Black Metal können mit dem zweiten Werk der Niederländer absolut nichts falsch machen. Ob man TARNKAPPE also weiterverfolgen sollte, hängt wohl stark davon ab, wie sehr man als Hörer etwas mit derartigem Black Metal anfangen kann. Große Innovation und Variation ist von der Band jedenfalls wohl eher nicht zu erwarten.
Wertung: 7.5 / 10