Review The Anix – Sleepwalker

(Rock / Elektro) Ich muss zugeben, THE ANIX waren mir bisher gänzlich unbekannt, obwohl deren Musik doch sehr meinen persönlichen Geschmack treffen müsste. Das nun vorliegende Album „Sleepwalker“ der Band um den Apoptygma Berzerk-Gitarristen Brandon Smith ist der zweite Langspieler von THE ANIX und kommt im hübschen Digipack mit futuristischem Artwork und Bonus CD daher, die neun Remixe enthält – das Gesamtpaket kann man also getrost als umfangreich bezeichnen.

Und auch qualitativ zeigen THE ANIX, dass sie so einiges auf dem Kasten haben. Dass sie unter anderem The Prodigy, Daft Punk und 30 Seconds To Mars als Einfluss nennen, überrascht nach dem ersten Durchgang kaum: elektronische Einsprengsel treffen auf ein knackiges Gitarrenspiel und tanzflächengeeignete Rhythmik, stets unterstützt von bewegender Lyrik und dem recht emotionalen aber durchweg passenden Organ von Multitalent Brandon Smith. Nach eigenen Angaben wollten die Jungs, dass ihr Album wie ein Soundtrack zu Filmen wie „The Crow“ oder „The Dark Knight“ klingt. Zumindest teilweise kann ich dies so unterschreiben, denn fällt der Spannungsbogen bei wenigen Songs auch mal etwas ab, so sprudelt aus den Boxen eine doch sehr imposante und eingängige Mischung aus gefühlvollen und tanzbaren, spannenden und nachdenklichen Musikstücken, die in ihrem Abwechslungsreichtum auch durchaus als Soundtrack hätten durchgehen können.

Eingeleitet wird die Scheibe von „Enemy Eyes“, auf dem sich ein brummender Elektro-Bass mit synthetischen Drums, einem sich festkrallenden Refrain und den immer wieder erklingenden Gitarren paaren. Sparsamer geht man gitarrenmäßig in „Warning Signs“ um, hier tritt ein poppiger Beat in den Vordergrund, der von bedrohlichen Streichern und dem wieder sehr markanten, knarzigen Bass getragen wird. Das folgende „Cry Little Sister“ wird von einem genialen Elektrosound begleitet, der wie automatisch den Lautstärkeregler zum Anschlag dreht, „Take My Future“ stellt wieder etwas mehr den Rock in den Vordergrund und erinnert an die bereits genannten 30 Seconds To Mars. Mit dem Titeltrack „Sleepwalker“ erwartet uns der vielleicht eingängigste Refrain des Albums, auch das Drumming ist hervorragend, erinnert leicht an Drum n´Bass und wird sicherlich einen verdammt guten Brecher auf der Tanzfläche abgeben. Zum nachdenklichen „Glass“ wurde bereits ein Video abgefilmt und auch hier kann man wieder ganz und gar in den krachenden Gitarren untergehen, wonach „Resident One“ schon fast poppig wirkt. Mit „In The End“ und „Endlessly“ folgen zwei recht gute, jedoch nicht gerade bahnbrechende Symbiosen aus Elektro und Rock, „Long Way Out“, „In The Dark“ und „The Passenger“ heben den Schnitt wieder an und pendeln das Album auf ein hohes Niveau.

Der Bonusdisc seien hier noch ein paar besondere Worte entgegengebracht. Eigentlich finde ich Remixe eher überflüssig, aber THE ANIX haben mit den Künstlern, die sich an die Songs gemacht haben, eine gute Wahl getroffen. Mit „Burn“, einem Feature mit Apoptygma Berzerk, welches meines Wissens in ursprünglicher Version von The Cure für den Filmklassiker „The Crow“ eingespielt wurde, legen sie eine anspruchsvolle Neuauflage des Originals ab. Tommie Sunshine machte sich an „Glass“ und kreierte damit eine Tanznummer, die schon fast besser als das Original daherkommt, während Powerman 5000, Mozart & Friends, Invader!, Psychopomps und Angelspit den Songs ein ganz anderes Klanggewandt verschafften. Das Endergebnis sind Stücke, die allesamt Abwechslung erzeugen und eine sinnvolle Ergänzung zum ohnehin schon sehr guten Gesamtbild ergeben. Die Neuinterpretation von „Sleepwalker“, die mit pumpenden Bässen und knarzigen Synthies einen absolut fetten Sound erzeugt, macht hier eine ganz besonders gute Figur und läuft durch meine Kopfhörer zur Zeit in Dauerrotation. Sollte man sich also unbedingt mal antun!

Man könnte viel über dieses Album schreiben. Oh ja, es rastet auf der Tanzfläche aus. Ja klar, es ist einfühlsam. Ja, irgendwie ist es auch ganz und gar nicht hart. Und Ja, es ist stellenweise geradezu poppig, jederzeit geradlinig und einprägsam. Mal reißt es einen mit seinen derben elektronischen Sounds mit, mal fehlen einem die, trotz deutlichem Grunge-Einschlag, leider oftmals nur spartanisch eingestreuten Gitarren, alles in allem muss man aber THE ANIX dieses überdurchschnittlich eingängige Stück Musik hoch anrechnen. Serviert wird spielfreudiger Elektrorock wie er sein sollte, eine explosive Mischung die zu fast jeder Sekunde Spaß macht. „Sleepwalker“ hat seine Längen, aber der gelungene Titeltrack und die vielen Hochpunkte, allen voran „Glass“, machen dieses Album zum Pflichtprogramm für Fans elektronischer Klänge. Ergänzt wird das Paket durch eine sinnvolle, hörenswerte Bonus-CD, die wohl vor allem im Auto bei strahlendem Sonnenschein eine gute Figur abgeben sollte. Wer was mit Elektrorock anfangen kann, der muss zugreifen, auch Fans von den bereits erwähnten 30 Seconds To Mars und natürlich Apoptygma Berzerk-Anhänger können fast bedenkenlos in den Plattenladen pilgern. Wer sich nach all den Lorbeeren noch nicht sicher ist, sollte sich das Video zu „Glass“ reinziehen und selbst urteilen – der Song zeigt einen guten Schnitt durch das gesamte Album. Aber Achtung: dieses Teil ist nicht Metal! Es macht trotzdem verdammt viel Spaß!

Wertung: 8 / 10

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