Review The Fifth Sun – The Moment Of Truth

Death Metal aus den USA, das heißt normalerweise Highspeed-Drumming, fieses Gegrunze und heftiges Gitarrengeschrube, oder aber die Art von Musik, die dezent (oder auch weniger) die Grenzen zwischen Todesblei und Metalcore verwischt. Und dann gibt es da noch eine kleine aber feine dritte Zunft des Genres, wie beispielsweise The Black Dahlia Murder sie beispielsweise auf „Unhallowed“ spielten, nämlich Death Metal mit eher schwedischer Prägung. In die gleiche Richtung schlagen auch die vier Jungs von THE FIFTH SUN, die sich bereits 1991 zusammenfanden, um den europäischen Norden in die neue Welt zu bringen (in musikalischer Hinsicht, versteht sich). Erst 2002 erschien dann ihre erste Scheibe mit dem Titel „The Moment Of Truth“, aufgenommen in den renomierten Studios Fredmann von niemand geringerem als Frederik Nordström und rausgebracht in Eigenregie.

Schon der Opener „Upholding The Sacred Truth“ spricht eine eher eindeutige Sprache und schreit lauter als tausend Worte „DARK TRANQUILLITY!!!!!“, denn tatsächlich klingen THE FIFTH SUN wie eine Light-Version des Melo-Death-Aushängeschilds aus Götheborg. Ähnlicher (aber ungleich uncharismatischerer) Gesang, technisch gute und ähnliche Riffs (die aber Leider unzureichend variiert werden und man so ständig Déjà-Entendus (har har, ich kann doch noch Französisch) hat), absolut lahme Songstrukturen (sorry Jungs, wir leben im 21. Jahrhundert… Strophe-Refrain-Strophe-Refrain war schon vor zehn Jahren ein alter Hut) und eine Rhythmusfraktion, die trotz gelegentlichem Double-Bass-Einsatz einfach nicht aus dem Arsch kommen will, wodurch den Songs jegliche Dynamik abgeht. Und was der Hörer wirklich am Schmerzlichsten vermissen dürfte, sind die Keyboards, denn so stützen die Songs sich einzig und allein auf die Gitarren und deren Riffs sind – wie vielleicht schon angedeutet – nett, aber klingen viel zu ähnlich.

Die ersten drei Songs lang passiert also erst mal denkbar wenig. Egal ob „Upholding The Sacred Truth“, „Waste Of Skin“ oder „Burn The Flag“, die Songs klingen alle wie aus der Klonmaschine. Sie sind zwar prinzipiell alle recht anhörbar, aber eben stinklangweilig. Und ich muss mich auch ehrlich fragen, was will ich mit einer abgespeckten Kopie, wenn ich doch die echten Dark Tranquillity haben kann, die mindestens genau so gut mit ihren Instrumenten umgehen können und dann auch noch die besseren Songs schreiben? Fragen über fragen…
Und dann kommt plötzlich „The Naturalist“ um die Ecke und zeigt endlich, dass die Jungs doch was können. Geniale Akustik-Einsprengsel und cleaner, heruntergeregelter (und dadurch irgendwie beschwörerisch anmutender) Gesang in der Strophe und ein starker Refrain. Yessa, so was wollen wir öfter hören. In der zweiten Hälfte verfallen THE FIFTH SUN zwar leider wieder ein wenig in ihre alten Muster zurück, trotzdem ist „The Naturalist“ der bislang einzige Track auf „The Moment Of Truth“, der mich wirklich auf irgend eine Art und Weise abseits der Produktion (die ist verdammt nett, Hut ab dafür) überzeugen kann.

Dabei bleibt es aber auch, denn danach geht’s weiter wie gehabt. „Our Heads Collide“ fängt noch mal mit einem netten, fast schwarzmetallischen Riff an, im Titeltrack hören wir in den ersten Sekunden endlich zur Abwechslung mal ein Keyboard irgendwo im Hintergrund und die ersten paar Takte des Bonus Tracks „Mothra“ ballern endlich mal ordentlich. Letzteres kann sogar fast komplett überzeugen, weil auch das Ende mit den richtig coolen Screams sehr stark ist, aber naja… Alle drei Tracks verkacken’s auch wieder ordentlich. Die ersten beiden, weil sie nach den ordentlichen Anfängen wieder altbekanntes präsentieren, der dritte weil nach dem extrem rasanten Anfang aus irgend einem Grund total schnell die Luft raus ist.

Ich habe keine Ahnung, was THE FIFTH SUN sich bei „The Moment Of Truth“ gedacht haben. Für heftiges Geboller fehlt ihnen die Dynamik in der Rhythmusabteilung, für atmosphärische Midtempo-Reißer die Abwechslung und die Leidenschaft an den Gitarren. Ganz ehrlich, die Begeisterung mit der THE FIFTH SUN ihr Material gegen jede erdenkliche Wand fahren, die Zielsicherheit mit der sie immer wieder bis zum Schultergelenk ins Klo greifen, die Konsequenz mit der sie sich zwischen alle Stühle setzen (und sich dabei noch an der Tischdecke festkrallen und damit das ganze Buffet abräumen, wodurch der teure Teppich gleich auch noch ruiniert wird, um diese altbekannte Metapher mal auf die nächste Stufe zu heben) macht teilweise wirklich Angst. Denn Potential ist ja da, wie „The Naturalist“ beweist…

Wertung: 4 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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