Review The Red Shore – Unconsecrated + Lost Verses

  • Label: Listenable
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Australien ist mehr für seine Hard Rock-Bands, denn für seine Death Metal-Exporte bekannt. Und dennoch tummeln sich down under einige Qualitätsgaranten wie Abominator, Mortification, Psycroptic und nicht zuletzt die (ziemlich technischen) Deather THE RED SHORE. Diese jungen Australier erspielten sich durch zahlreiche Konzerte bereits einen klangvollen Namen auf dem roten Kontinent und waren auch im Studio schon fleißig zu Gange.
Nun veröffentlichte das Quintett mit „Unconsecrated + Lost Verses“ seine letzten beiden Alben auf einen Schlag. „Unconsecrated“ erschien bereits Ende 2008, erlangte aber nicht die erhoffte Aufmerksamkeit in Europa. „Lost Verses“ besteht ausschließlich aus neu aufgenommenen Songs der EP „Salvaging Whats Left“ und der beiden Demos. Über Listenable Records wird dieses brutale Doppel nun auf die europäischen Metal-Horden losgelassen.

Dabei war einige Zeit gar nicht sicher, was aus THE RED SHORE werden würde. Am 19. Dezember 2007 – die Band befand sich gerade als Support-Act mit All Shall Perish auf der Christmas Carnage Tour – verunglückte der Minibus der Band. Sänger Damien „Damo“ Morris und der Fahrer und Merchandiser Andy Milner starben dabei.
Umso erstaunlicher ist, womit sich die Jungs im November 2008 zurückgemeldet haben. Jamie Hope wechselte vom Bass ans Mikrofon (was Damos Wunsch entsprach, den er für den Fall, dass er jemals die Band verlassen sollte, äußerte) und im August diesen Jahres kam Tim Shearman hinters Schlagzeug, nachdem Jack Green die Segel aus Zeitgründen streichen musste.

Musikalisch lassen THE RED SHORE nichts anbrennen und machen keinen Hehl daraus, dass ihnen unaufhörliche Genre-Diskussionen und das zwanghafte Einkerkern in irgendwelche Schubladen gleitend am Arsch vorbeigehen. Gespielt wird eine moderne Mischung aus technischem Death Metal und stellenweise hervorstechendem Grindcore und das wars – mehr braucht es auch gar nicht, denn: sowohl „Unconsecrated“ als auch „Lost Verses“ sind Metal gewordene Nackenbrecher.
Schon beim Opener „The Garden Of Impurity“ fällt die technische Finesse der Australier auf, die mit komplizierter (aber keinesfalls langweiliger) Gitarrenarbeit und einem unglaublichen Growl-Organ der Marke Hope bestechen. Letzterer macht vor Inhales genau so wenig Halt wie vor schwarzmetallisch anmutendem Gekeife und brüllt sich stattdessen die Seele aus dem Leib. Was sich mit dem Opener, „Misery Hymn“ und „Deception: Prologue“ schon angedeutet hat, entwickelt sich zur Gewissheit: „Unconsecrated“ ist eine verdammt Breakdown-lastige Angelegenheit – das wird zwar nicht jedem gefallen, der zum ersten Mal ein Ohr in THE RED SHORE riskiert, macht sich aber dennoch gut und fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein. Dieses erinnert mit verstörendem Gefrickel („The Architects Of Repulsion“) gar ein wenig an Psyopus oder erweist sich als abwechselnd wie in Form des groovigen „The Forefront Of Failure“.
Ähnlich geht es auch auf „Lost Verses“ weiter, wenngleich auch bedeutend atmosphärischer. Der dezent eingesetzte Synthesizer erzeugt okkulte, fast schon mystische Klänge, an der sich die Gitarren-Fraktion perfekt orientiert, ehe mit „Flesh Couture“ und „Knives And Wolves“ (mörderische Bassspuren!) wieder Wände zum Vibrieren gebracht werden. Zeit zum Durchatmen bleibt zwischendurch kaum, THE RED SHORE scheinen sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Hörer bis aufs Äußerste mit Hochgeschwindigkeits-Licks, brutalen Breakdowns und perfekt Sechssaiter-Harmonien zu fordern.

Darin dürfte letztendlich auch die Qualität der Australier liegen: sie machen es weder sich noch ihren Hörern zu einfach, verlangen ihnen stattdessen volle Aufmerksamkeit und Konzentration, nicht zuletzt auch eine gute ausgebildete Nackenmuskulatur ab. Die geneigten Hörer bekommen dafür aber auch technisch brilliante, songwritisch einwandfreie und alles in allem ziemlich gestört Musik um die Ohren gehauen. Die Mischung machts und hebt THE RED SHORE weit über den Genredurchschnitt hinaus. Man darf wirklich gespannt sein, was die Jungs in der Zukunft noch von sich geben. Das Doppelpack „Unconsecrated“ + „Lost Verses“ ist jedenfalls definitiv den Kauf Wert und weiß restlos zu überzeugen!

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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