Review This Misery Garden – Cornerstone

Eine solche Veröffentlichung hätte ich vom französischen Metal-Label Season Of Mist nun wirklich nicht erwartet. Kennt man die Musikschmiede aus Marseille doch eher als Vertreter der harten Zunft, kommt mit den Schweizern THIS MISERY GARDEN nun ausgesprochen relaxter Stoff daher. Dem alternativen Rock hat man sich verschrieben und bringt nun, vier Jahre nach dem Debüt „Another Great Day On Earth“, das Zweitwerk „Cornerstone“ heraus.

Lange dauert es nicht, bis man die Vorbilder ausmachen kann, ohrenscheinlich horcht man gerne mal aus dem beschaulichen Alpenland in die Rockszene der USA hinein. Bands wie Creed, Staind, Disturbed und Konsorten standen nicht nur nebenbei als Pate, sondern bilden wohl den Haupteinfluss. Nun, muss ja nicht schlecht sein, auch wenn ich selber mit den genannten Kapellen eher wenig anfangen kann. Da schon eher mit THIS MISERY GARDEN, die Jungs um Frontmann Steve rocken sich auf zwölf Songs eine knappe Stunde durch die Gegend bis der Almöhi die Kuhglocken schwingt.

Eine gewisse Vorstellung dürfte man bis hierher entwickelt haben, natürlich sind die Songs in ausgesprochen moderatem Tempo gehalten, akustische Klänge und verzerrte „Attäckchen“ reichen sich die Hand, der Gesang ist durch die Bank clean und sehr melodiös, der Bass erfreulich stark im Vordergrund. Alternativer Rock, der nicht weh tun will. Hier liegt vielleicht auch das Manko von „Cornerstone“, weder songwriterisch noch produktionstechnisch geht man das kleinste Risiko ein, die Nummer ist von vorne bis hinten glatt gebügelt und sehr eingängig gehalten. Für den schnellen Spaß ist das eine gute Sache, leider vermisse ich nach einer gewissen Zeit die fesselnde Spannung, die den Hörer auch beim 15. oder 20. Durchgang noch bei der Stange hält.

Ansonsten kann man THIS MISERY GARDEN keine schweren Vorwürfe machen, ein netter Refrain hier, eine hübsche Überleitung da, alle Songs im erweiterten Radiolängenmodus, wer es gerne leicht und seicht mag, wird hier definitiv fündig. Von vorne bis hinten hat man Mitsingnummern verpackt, exemplarisch seien hier mal nur „Angry Child“ und das experimentell angehauchte „Death Head Colors“ genannt.

Einen gewissen Charme kann man THIS MISERY GARDEN nicht absprechen. Locker-flockige Klänge, die man auch ohne allzu hohen Anspruch an die Musik gut hören kann, vor allem gesanglich ist man ziemlich eingängig unterwegs, leicht progressive Anflüge bringen vor allem Bass und Schlagzeug ins Spiel, aber man sollte nicht auf die Idee kommen, hier besonders anstrengende Musik vorzufinden. Etwas mehr Vision wäre gut, die Grundlagen sind ja vorhanden, aber beim nächsten Mal sollte nicht unbedingt ein Song wie der andere klingen. Auch dann nicht, wenn die Qualität prinzipiell in Ordnung geht. Kann man mal reinhören, muss man aber nicht zwingend haben.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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