Review Thousand Foot Krutch – Exhale

Obwohl die Kanadier THOUSAND FOOT KRUTCH mit dem neuesten Streich „Exhale“ bereits auf zehn Studioalben und ein Live-Release zurückblicken können, wollte sich der Durchbruch in Deutschland nie wirklich einstellen. Das mag nicht unbedingt an der Qualität ihrer Musik liegen, dennoch sind christliche Alternative-Rock-Bands hierzulande nur sporadisch mit dem ganz großen Erfolg gesegnet. Was also kann „Exhale“, das passenderweise eine versilberte menschliche Lunge auf dem Cover trägt, musikalisch bieten?

Nach „Oxygen: Inhale“, das unter anderem die Top Ten der US-amerikanischen Billboard-Charts erreichte, soll der zweite Teil „Exhale“ also wieder eine härtere Richtung einschlagen und tief in die aggressive Seite der Band eintauchen, wie Frontmann Trevor McNevan vollmundig verlauten im Promotext verlauten lässt. Der Opener „Running With Giants“ lässt in diesem Bezug einige Enttäuschung aufkommen: Geradliniger Gesang trifft auf groovige Gitarren und treibendes Schlagzeugspiel, das aber über die lauteren Momente von 3 Doors Down oder Hoobstank nur bedingt hinauskommt. Immerhin taucht gegen Ende ein kurzer Part auf, der den härteren Ansatz zumindest erahnen lässt. „Give Up The Ghost“ präsentiert sich schon in einem wesentlich besseren Licht. Das Quartett variiert musikalisch zwischen roheren Klängen in den Strophen und elektronischen Einflüssen während den Bridges, auch der Gesang darf hier etwas roher wirken. Der Refrain bietet dann wieder die gewohnte Gangart, was aber in diesem Kontext gut und gerne angenommen werden kann.
Leider gibt es von diesen Überraschungen im folgenden Repertoire von THOUSAND FOOT KRUTCH nur noch wenig zu hören. Das ansonsten biedere „Push“ liefert minimal-auflockernde Rap-Elemente, während „Adrenaline“ zumindest in der ersten Hälfte stark an die Schweden Clawfinger und ihren Klassiker „Nigger“ erinnert. „Can’t Stop This“ ist indessen eine Nummer zwischen Crossover und Punk Rock, während sie vor 90er-Jahre-Attitüde nur so zu triefen scheint. „Born Again“ hat dagegen einige Sleaze- und Hard-Rock-Elemente, die abgesehen vom Gesang Querverweise zu Volbeat ziehen lassen. Das Release geht mit der Ballade „Honest“ zu Ende, die auf akustisch-gezupfte Gitarren und Streicher setzt, dabei aber nur bedingt für Gänsehautmomente sorgen kann. Für einen Abschluss zwar sehr klischeehaft, geht aber dennoch in Ordnung.

„Exhale“ ist keinesfalls ein schlechtes Studioalbum, dennoch sind die wirklichen Überraschungsmomente rar gesät und vor allem die erste Hälfte verkommt leider im typisch nordamerikanischen Alternative-Rock-Stil. Dennoch haben vor allem die Crossover-Einlagen einen besonderen Reiz, der die kanadische Band in einem anderen und auch etwas härteren Licht zeigt. So können THOUSAND FOOT KRUTCH ein solides Release vorlegen, das gegen Ende mehr Härte und Experimentierfreude aufweist, aber sicherlich auch dieses Mal im deutschsprachigen Raum nur schwer Fuß fassen wird. Qualitativ und produktionstechnisch ist alles im grünen Bereich, aber das Material unter dem Strich doch zu gleichförmig.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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