Doom Metal ist ein weites Feld. Aber der geschichtsbewusste Metalhead weiß natürlich, mit wem alles angefangen hat: Black Sabbath. Die Briten haben schon in den 70ern eine Schule begründet, die bis heute populär ist: Den klassischen Epic-Doom. Und genau diesem Genre ist das vorliegende Album zuzuordnen.
Nun sind THUNDERSTORM, um die es hier geht, kein unbeschriebenes Blatt und manch einer wusste wohl auch ohne die Einleitung, wo er die Italiener stilistisch zu verordnen hat. Immerhin liegt hier ihr fünftes Studioalbum vor, nach zehn Jahren Veröffentlichungs- und rund zwanzig Jahren Bandgeschichte.
„Nero Enigma“ heißt es und ist textlich ein Konzeptalbum. Scheinbar geht es um einen Serienmörder, jeder Song thematisiert einen Mord. An und für sich klingt das nicht uninteressant, zur Qualität der Texte lässt sich mangels Verfügbarkeit nichts sagen.
Aber um ganz am Anfang zu beginnen, zum Cover: Der erste Eindruck ist … mäßig. Ein Cover kann kaum weniger zeitgemäß sein als dieses, es versprüht sehr stark den Charme der 80er und 90er Jahre.
Wenn die Platte nun anläuft, trägt das nicht dazu bei, das Gefühl ein Werk aus dieser Epoche zu hören, abzubauen. Die Produktion ist für heutige Maßstäbe eher dünn und der einleitende Titeltrack ist sehr stereotyper Power-Metal-inspirierter Doom. Dem Promotext entnimmt man Folgendes: „the band aims at playing pure Doom Metal without any influence but Black Sabbath and their pupils like Candlemass and Trouble.“ Nicht mehr und nicht weniger kriegt man hier auch geboten.
Mit „Ophrys“ wird man dann einige Größenordnungen epischer, in der Hinsicht ist der Track auch der Höhepunkt der Platte. Es gibt sägende, tonnenschwere Riffs zwischen die Rippen und wenn der Gesang einsetzt findet man sich mitten in der dichten Atmosphäre wieder, die die Werke der erklärten Vorbilder Candlemass oder auch My Dying Bride zu solchen Glanzstücken machen.
So geht es durch das Album, es ist ein einziger Tribut an die alten Größen der Szene, frei von modernen Death-Doom-Einflüssen: deutlich über dem heutigen Klischeetempo angesiedelt, ohne gutturalen Gesang und mit den typischen Power-Metal-Elementen. Dabei wird jede Facette des klassischen Dooms bedient, von melodischen Stücken wie „5o25“, über Midtempo-Kracher bis hin zum epischen Doom mit Gothic-Einflüssen. Und mit „Mechanical Delights“ findet sich dann noch die eindeutige Verneigung vor den angesprochenen Gründervätern des Doom, ja des ganzen Metal.
THUNDERSTORM machen ihre Sache dabei so verdammt gut, dass man gar nicht meckern mag. Bands dieser Schule sind heutzutage deutlich ins Hintertreffen geraten und so tragen die Mannen zwar nicht zur Weiterentwicklung der Szene, aber zur Bereicherung eines traditionsreichen und schlichtweg bewahrenswertem Stil bei.
Trotzdem: Da man natürlich das Rad nicht neu erfindet, die eigene Note sich häufig doch etwas zu dezent ausmacht und auch das Songwriting teilweise etwas zu wünschen übrig lässt, ist es eben kein Meisterwerk.
Sei zuletzt noch angeraten „When April Dies“ und „Ophrys“ zum Gewinnen eines Eindrucks zu hören. Eine direkte Kaufempfehlung würde ich vor allem an Leute geben, die ihre Candlemass-Diskographie schon auswendig kennen. Einen Fehlkauf macht hier aber niemand, der dem klassischen Doom etwas abgewinnen kann.
Redakteur: Dario E.
Wertung: 7 / 10