Review Thy Disease – Anshur Za

Mit “Anshur Za” veröffentlichen die aus Krakau stammenden modern- Death Metaller THY DISEASE bereits ihren fünften regulären Silberling, der einem gut eine dreiviertel Stunde Musik bietet. Während sie in unseren Breitengraden noch recht unbekannt sind, haben die vier Jungs in Polen und einigen anderen Ländern bereits größere Festivals betreten.

Eines muss man der Band definitiv lassen: Sie haben ihren eigenen Sound. Was zunächst allerdings in der Regel ein positiver Indikator für eine Gruppe ist, stellt sich bei THY DISEASE als großer Nachteil heraus. Warum? Weil mit der Integration von massig synthetischen Klängen schlicht und ergreifend zu wenig metallisches im Kern übrig geblieben ist. Nahezu jedes Lied auf “Anshur Za” hat eine ähnliche Struktur. Zunächst wird der Hörer mit postapokalypischen Klängen in eine Welt, die der der Terminator Filme ähnelt, entführt, doch sobald die Gitarre einsetzt ist die ganze Atmosphäre in der Regel den Bach hinunter. Ein belangloses Riff, dass man bei der Konkurenz im eigenen Lande nicht schon tausend mal besser gehört hätte, klebt, oder vielmehr presst sich zwanghaft an das nächste. Einige Gitarrenparts könnten für sich durchaus unterhaltsam sein, doch werden sie dann von den Sythesizer Klängen schlichtweg überlagert. Die m.E. zu laute Doublebass kommt zwar schön knackig rüber, nimmt der Gitarre aber ebenfalls ihre Wirkung.
Die Übergänge innerhalb der Songs wirken einfach nur lieblos aneinandergereiht. Von Soli braucht man gar nicht träumen, es gibt einfach schlichtweg Nichts, was den Namen Solo verdient hätte. Der Gesang von “Psycho” kann auch nicht wirklich überzeugen, es fehlt an einem gewissen eigenständigen Charme und in den clean-gesungenen Teilen driftet der Sound dann vollends ins Seichte ab. Manche Songs wie “Moral Supremacy” fangen zwar ganz nett an, werden durch dieses Phänomen aber schlichtweg kaputt gesungen. Auch wiederholen sich einige Song-Bausteine zu oft. Wo hier die große Abwechslung sein soll ist mir schleierhaft! Das machen schon alleine die Lieder- Laufzeiten klar, die sich alle sehr nah aneinanderbewegen. Zwischen drei bis vier Minuten dauert ein Stück meist. Die beiden vollständig überflüssigen Covers von Depeche Mode und Madonna am Ende des Albums setzen dem Werk die Krone auf. Und zwar die der Langeweile. Man erwischt sich nicht selten dabei einfach abzudriften. Vielleicht als Einschlaftablette geeignet, nicht aber als Death Metal Scheibe.

Auf den ersten Blick wirkt “Anshur Za” durchaus ambitioniert und wer fähig ist über den Tellerand zu sehen erhält eine Mischung aus Industrial und Metal. Aber eine mit sehr fadem Beigeschmack. Ich persönlich würde den elektronischen Ballast über Bord werfen und stattdessen an der Gitarrenarbeit werkeln. Die ist nämlich wirklich großteils belanglos. Am besten lässt sich dieses Album wohl als schlechte Aneinanderreihung von unpassenden sich wiederholenden Songpassagen beschreiben. Wer schon immer mal die Symbiose aus Metal und Techno gesucht hat, wobei gottseidank der Metal teilweise doch noch im Vordergrund steht, kann ein Ohr riskieren. Allen anderen Rate ich aber dringend ab. Es gibt definitiv bessere Death Metal Bands aus unserem Nachbarland! Es wirkt so als würden zwei Musikrichtungen aufeinandertreffen, die sich einfach nicht gewinnbringend vereinen können.
(Maximilian Lechner)

Wertung: 4.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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