Review Timecop1983 – Night Drive

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Electronic, Synthwave

Mit Neonfarben beleuchtete Lettern, von pinken Leuchtstoffröhren und hellblauer Farbe eingefangene Straßen: Das Artwork von TIMECOP1983s neuem Album „Night Drive“ könnte kaum stimmiger die musikalische Reise widerspiegeln, auf die der niederländische Produzent seine Fans mitnimmt.

Er selbst, Jordy Leenaerts, bezeichnet seine Musik als Dreamwave, was insofern zutreffend ist, als TIMECOP1983 den Hörer in die Popkultur der 80er Jahre zurückversetzt: in die Zeit von VHS und tragbaren Kassettenrekordern, Miami Vice und kantigen Sportwagen. „Night Drive“ zelebriert den Flair dieses Jahrzehnts in allen elf Songs, wobei eine gescheiterte Liebe den lyrischen Dreh- und Angelpunkt von TIMECOP1983s viertem Album darstellt.

Gesangliche Unterstützung holt sich der Niederländer dabei von namhaften Vertretern der Retrowave-Szene wie The Midnight, The Bad Dreamers und LeBrock. Fünf der elf Tracks sind aufgrund dieser Kollaborationen mit Gesang ausgestattet, was „Night Drive“ zu einem vermehrten Hitaufkommen verhilft: Zunächst avanciert „Static“ unter Mitwirkung von The Midnight zu einem gigantisch atmosphärischen Opener mit Ohrwurm-Refrain, im späteren Verlauf wendet TIMECOP1983 dieses Erfolgsrezept auch bei „Neon Lights“ (feat. Josh Dally) und „Too Late“ (feat. LeBrock) an, erneut mit grandiosen Ergebnissen.

Die Kollaborationen sind allerdings zugleich die Hürde, die TIMECOP1983 mit seinen instrumentalen Songs, dem Großteil von „Night Drive“, überwinden muss. Wenn keine klare, warme Singstimme eine schlicht wunderschöne Gesangslinie schafft, liegt es an der Kreativität des niederländischen Künstlers, ebenso mit seinen sanften, gemächlichen Synthie-Sounds begeistern zu können. Dank einer guten Steigerung in „On The Run“ und dem eingängigen „Skylines“ gelingt das auch liedweise, allerdings stellen die restlichen instrumentalen Tracks zwar gute, aber kaum erinnerungsträchtige Synthwave-Musik dar, die im übergroßen Schatten anderer Songs liegen.

Während es TIMECOP1983 in den Tracks mit den anderen Künstlern gelingt, die Songs mit der richtigen Dauer einzuspielen, überschreiten die instrumentalen Stücke mit durchschnittlich fünf Minuten Spielzeit den Zeitpunkt, an dem das Gebotene in Langatmigkeit umschlägt. Dennoch gehen genau diese Songs schlussendlich auf, wenn man sie im Kontext von „Night Drive“ betrachtet – und eben nicht als Tracks, die einzeln zünden sollen. TIMECOP1983 sollte sich dennoch ein wenig Inspiration von Carpenter Brut holen und der  Langatmigkeit durch angezogenes Tempo und Rhythmuswechsel entgegenwirken.

Nach 55 Minuten ist die Fahrt auf den einsamen, dunklen Straßen durch die schlafende Stadt in den frühen Morgenstunden zu Ende. Eine Fahrt, bei der ihm klar wird, dass er mit ihr nicht mehr zusammen sein kann. Was kitschig klingt, gelingt TIMECOP1983 stimmig im Setting der 80er Jahre zu erzählen, sodass er auch mit „Night Drive“ einen wichtigen, wenngleich nicht makelfreien Pfeiler in der Retrowave-Szene zu setzen vermag.

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Wertung: 7.5 / 10

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