Januar 2011

Review Times Of Grace – The Hymn Of A Broken Man

Bereits drei Jahre nach ihrer Gründung 1999 verließ Jesse Leach die damals noch aufstrebende Metalcore-Formation Killswitch Engage, die heute jedem ein Begriff sein dürfte. Fünf Jahre später hat sich der Sänger mit seinem ehemaligen Bandkollegen Adam Dutkiewicz – der in der Zwischenzeit vom Schlagzeug zur Lead-Gitarre wechselte – zusammengetan und gemeinsam mit ihm das Projekt TIMES OF GRACE aus dem Boden gestampft. Deren Erstlingswerk erblickte nun Anfang des Jahres in Form von „The Hymn Of A Broken Man“ das Licht der Welt.

Wie auch für Killswitch Engage stellen Roadrunner Records die perfekte Heimat für das Metalcore-Projekt und der Regie der beiden erfahrenen Genre-Streiter – und entsprechend hoch waren auch die Erwartungen an das Debüt angesetzt. Mit welcher spielerischen Leichtigkeit diese gehalten und nicht zuletzt auch übertroffen werden, überrascht dann aber trotzdem.
Mit „Strength In Numbers“ wird gleich zu Beginn einer der besten Songs der gesamten Scheibe abgefeiert, man möchte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Leach zeigt seine sängerischen Qualitäten sowohl bei Shouts, Screams und seichtem Growling als auch bei äußerst voluminösen Klargesang, dem heftigen Nackenbrecher-Riff kann sich keiner entziehen. Adam Dutkiewicz schwingt die Schlagstöcke bei Killswitch Engage nicht ohne Grund, sein Spiel auf „The Hymn Of A Broken Man“ ist genau wie eine Atomuhr. Die Produktion drückt ohne Ende, wer den Refrain nicht im Ohr behält, hat irgendwas falsch gemacht – ein fulminanter Auftakt.
Melodischer geht es im Anschluss mit „Fight For Life“ und „Willing“ weiter. Ein dezent im Hintergrund agierendes Keyboard, Streicher aus der Dose und die Mischung aus bösen Growls und Shouts sowie dem bestechenden Klargesang von Leach geben gleich zwei Statements ab. Zum einen verstehen sich TIMES OF GRACE ziemlich gut darauf, mitreißende Songstrukturen zu kreieren und dabei nichts dem Zufall zu überlassen. Und zum anderen – und das ist der entscheidende Punkt – funktioniert das letztendlich auch. Überraschend wird es dann, wenn dem Hörer mit „Until The End Of Days“ leichte Alternative- und Post Rock-Einflüsse ans Ohr dringen. Der Gesang ist oftmals härter, als man es von zahlreichen Metalcore-Bands eigentlich gewohnt ist, instrumental sind die US-Amerikaner ebenso eingängig wie komplex. Man beschränkt sich nicht auf schon Tausend Mal gehörte Riffs und Hooklines, pfeift auf den übermäßigen Einsatz von Breakdowns. Spannung und Dynamik werden nicht nur bei „Live In Love“ oder dem Titelsong „Hymn Of A Broken Man“ groß geschrieben, sondern sind auf der Scheibe omnipräsent. Vor allem die zweite Hälfte weiß mit Akustikgitarren auf „The Forgotten One“ oder „In The Arms Of Mercy“ zu überzeugen. Vor allem mit erst genannter Power Ballade kann Frontmann Leach nochmal zeigen, was er gesanglich auf dem Kasten hat.

„The Hymn Of A Broken Man“ kann auf ganzer Linie überzeugen, ist frisch, strotzt nur so vor Energie und hat etlichen Neuerscheinungen auf diesem Sektor einiges voraus. Dass Jesse Leach und Adam Dutkiewicz wieder zusammengefunden haben kann man daher nur als Glücksfall beschreiben, tatsächlich agieren sie unter dem TIMES OF GRACE-Banner um Längen besser, als es bei Killswitch Engage in letzter Zeit der Fall war. Tolles Metalcore-Machwerk mit unglaublichem Ohrwurmfaktor.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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