Review To Cast A Shadow – In Memory Of

Norwegen ist trotz namhafter Vorreiter im Bereich des female-fronted Gothic Metal nun nicht unbedingt eine Bastion. Sicher, mit The 3rd And The Mortal und Theatre Of Tragedy stellt man quasi die Szeneeltern, aber ansonsten kriechen doch eher schwarzbemantelte Unheimlichkeiten durch die finsteren Wälder. TO CAST A SHADOW werden an dem Zustand wohl eher wenig ändern können, obwohl der Vierer aus dem Städtchen Hamar mit seinem Zweitwerk „In Memory Of“ durchaus eine brauchbare Scheibe abliefert.

Immerhin schon seit 1990 musizieren sie in immer mal wieder gemischter Besetzung – wie man es aus Norwegen eben kennt – durch die Gegend, haben es in der Zeit aber eben nur auf zwei Veröffentlichungen gebracht. Irgendwie ist das schon etwas schade, wie gesagt, „In Memory Of“ weiß in seiner Gesamtheit schon zu gefallen. Geboten wird selbstredend nicht viel Neues, aber das, was die Band zeigt, hat zumindest auf der ersten Hälfte eine Qualität, die mehr Bekanntheit rechtfertigen würde. Frontdame Gunnhild Hauser überzeugt mit einer sehr angenehmen Stimme, die sich eher im mittleren bis teilweise tiefen Bereich bewegt. So etwas finde ich ja generell viel besser als das ewige Rumgequietsche jenseits von Maria Callas. Musikalisch geht man nicht das letzte Risiko ein und fabriziert Songs in radiotauglicher Länge ohne großen Firlefanz oder sonstige Überraschungen. Alles schön im Midtempobereich, hier und da mal ein paar akustische Einsprengsel, alles in schön transparentem Gewand. Dabei bleiben die Keyboards erfreulich im Hintergrund, der Bass ist jederzeit klar zu vernehmen und bildet mit den Gitarren zusammen ein Grundgerüst, auf dem Gunnhild ihre mitunter eingängigen Gesangsmelodien ausbreitet. Wie schon angedeutet, liegen die Stärken eher in der ersten Hälfte, was aber nicht heißen soll, dass es danach steil bergab geht. Aber Songs wie „Morose“ oder „Nightfall“ bleiben einfach mehr hängen als beispielsweise der abschließende Titeltrack. Warum man mit Nell Sigland die letzte Sängerin der inzwischen aufgelösten Theatre Of Tragedy für einen Gastbeitrag verpflichtete, erschließt sich mir aber nicht so ganz. Zum einen arbeitet sie in einem gesanglich ähnlichen Bereich, zum anderen lohnt sich ein Gastauftritt bei einem nicht einmal eineinhalbminütigen Song („Betula“) nicht so wirklich. Spannender sind da schon die männlichen Einsätze von Gitarrist Marcus Granlien und Hans-Kristian Nørgaard, der laut Band beim Opener mitschmettert, was wiederum fragwürdig anmutet, wenn man doch einen festen Sänger an Bord hat.

Seis drum, an solchen Kleinigkeiten muss man sich nun wirklich nicht aufhalten. „In Memory Of“ gefällt mir überraschend gut, was bei einer Band, die es in 21 Jahren auf gerade zwei Outputs bringt, nicht so selbstverständlich ist. Ob die Möglichkeiten von Label und Band ausreichen, um TO CAST A SHADOW über die Grenzen der zentralnorwegischen Landstriche bekannt zu machen, wage ich zwar zu bezweifeln, aber andererseits habe ich nicht nur in der letzten Zeit klar schlechtere Scheiben auf dem Tisch gehabt.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert