TODESBONDEN. Eine weitere Band von vielen, die sich wahrscheinlich viel Erfolg durch unglückliche Namenswahl verbaut. Ich zumindest wäre wohl von selbst nie motiviert gewesen, hier auch nur reinzuhören. Ironischerweise aus dem einzigen Grund, dass ich mir dachte, eine Band, die gute Musik fabriziert, passt auf, dass der Name entsprechend stimmig und stilvoll gewählt ist. Aber gut, vielleicht sieht man das in Virginia, wo die Band herkommt, anders. Fest steht jedenfalls, dass viel eher als der Name die Stilbeschreibung, das Cover und die Beteiligung von Autumn Tears-Sängerin Laurie Ann Haus neugierig machen auf „Sleep Now, Quiet Forest“. „Keltisch geprägte Melodien, folkloristische Augenblicke, zarte Popstrukturen, orientalische Ansatze und monumentale Neoklassik-Anklänge“ werden angepriesen, und ab da will man doch mal wissen, was sich hinter dem Debut-Album der fünf Amerikaner denn nun verbirgt.
Flottes, fließendes Klavierspiel und stampfende orientalische Rhythmen wechseln sich im Opener „Surrender to the Sea“ miteinander ab. Schon hier wird klar, dass viel Wert auf ausgefeilte Melodien gelegt wird, die sich oft sehr verspielt präsentieren, und im folgenden merkt man auch, dass die obige Stilbeschreibung, voll und ganz zutrifft. Ob Flöte, Violine, Klavier oder Gitarre, hier hat jedes Instrument mal seinen großen Auftritt (und der Bass ist häufig immerhin hörbar). Über allem steht jedoch, wenn denn gesungen wird, zweifellos die Stimme von Laurie Ann Haus, die ausdrucksstark und variantenreich vor allem mit hingebungsvoll intonierten orientalischen Gesangsmelodien punkten kann, aber auch im eher ruhigen, balladenartigen Bereich, absolut zu überzeugen weiß.
Aber: So schön viele Melodien sein mögen, und so abwechslungsreich und ausufernd innerhalb der Songs agiert wird, so plätschernd wirken diese beizeiten im Verlauf. Die einprägsamen Momente, die vor allem durch gezielt platzierte Härte „Surrender to the Sea“ unverwechselbar machen, fehlen im folgenden, wodurch sich nur sehr wenig von der Platte in der Erinnerung fest beißt.
In diesem Sinne bieten TODESBONDEN ein schönes, schlüssiges Album mit warmer, einladender Grundatmosphäre, um sich zurückzulehnen und mal abzuschalten. Dafür eignet sich „Sleep Now, Quiet Forest“ in jedem Fall. Zum bewussten Hören gibt es für mich persönlich aber tatsächlich zu wenige Höhepunkte, bzw. Spannunsgkurven, die auf solche hinleiten würden, zu wenig Dramatik. Dennoch hat man musikalisch und sicher auch songwriterisch das Zeug, hier bis zum nächsten Album zu korrigieren und dann ein wirklich großartiges, fesselndes Album zu schaffen – Verstecken muss man sich schon jetzt nicht vor anderen Bands mit Frauen am Gesang.
Wertung: 7 / 10