Review Tvinna – One – In The Dark

Fiona Rüggeberg und ihre außergewöhnliche Stimme mögen Faun den Rücken gekehrt haben, aber ganz auf die Sängerin müssen die Fans doch nicht verzichten: Unter dem Namen TVINNA meldet sich Fiona zusammen mit Laura Fella (Faun) und Fieke van den Hurk (Produzentin von u.a. Omnia und Eivør) zurück. Zusammen präsentiert uns das Trio modernen Pagan-Folk, der altebkannt und doch stellenweise erfrischend neu und unverbraucht klingt. Unterstützt werden die stimmgewaltigen Damen dabei von Rafael Salzmann (Eluveitie) und Jasper Barendregt (Dodecahedron, Ulsect), die die instrumentale Begleitung beisteuern.

Dem Debüt „One – In The Dark“ merkt man durchaus an, dass es sich um einen ersten Versuch handelt. Denn auch wenn der Band ein einigen Stellen außergewöhnliche Kompositionen gelungen sind, dominiert doch auf Gesamtlänge des Albums leider das Mittelmaß. Das ist keineswegs schlecht, dann auch mittelmäßige TVINNA-Songs klingen immer noch besser, als was so manch andere Folk-Formation verbricht, aber gerade mit dem Background der beteiligten MusikerInnen, hätte man sich doch noch etwas mehr erwartet. In die Liga von Wardruna oder Omnia stoßen TVINNA also (noch) nicht vor, sie dümpeln aber auch nicht im gewollt mystischen Schwachsinn ala Heilung herum.

Besonders stark sind TVINNA immer dann, wenn Gesang und Synthies einen Song dominieren. So etwas bei „Tides“, das genau wie die besungenen Gezeiten ein steter Wechsel verschiedener Rhythmen und Synthie-Flächen ist, und sich zwischenzeitlich zu einem richtig treibenden Stück Musik aufschwingt. Auf dem Beat und den Synthies schweben die Gesangharmonien der drei Frontfrauen, die fast durchgehend im Chor agieren. Die Stimmen ergänzen sich nahezu perfekt und lassen stellenweise fast die gleiche Sogkraft aufkommen, wie es Amalie Bruun mit Myrkur schafft. Auch „Kreiz“ schlägt in diese Kerbe und entfaltet nach und nach eine fast schon spirituelle Atmosphäre. Einen großen Anteil daran hat sicherlich auch der Gastauftritt der grandiosen Eivør. Höhepunkt des Albums ist aber „12“, das auch Folk-Gott Einar Selvik nicht hätte besser schreiben können. Kalte, fast schon drohende Synthies untermalen den Song, immer wieder schiebt sich eine E-Gitarre in den Vordergrund und in Kombination mit dem Gesang fühlt man sich inmitten einer schamanistischen Beschwörung. Welch ein Potenzial!

Leider ist „12“ auch so ziemlich der einzige Song, bei dem die eingestreuten Rock-Elemente wirklich Sinn ergeben. Teilweise scheint es fast so, als hätte Rafeal Salzmann einfach noch schnell ein paar Riffs zu den fertigen Songs hinzugefügt („Wild Hunt“, „Partus“). Die angestrebte Kombination aus Rock, Elektro und Folk klingt auf dem Papier spannend, das Resultat ist dann aber doch einfach noch zu unausgereift. Auch etwas mehr Geschwindigkeit hätte „One – In The Dark“ durchaus gutgetan. Denn auch wenn Stücke wie „Sunna“ oder „The Gore“ gerade deshalb eine mystische Stimmung erzeugen, weil sie relative ruhig sind, klingen TVINNA mit etwas mehr Drive einfach besser und eigenständiger.

TVINNA hinterlassen mit „One – In The Dark“ eine erste Duftnote im Folk-Genre, die das Potenzial der Band aufzeigt. Auch wenn das Debüt noch an der ein oder anderen Stelle hakt, zeigen TVINNA doch bereits jetzt: Nicht nur Skandinavien kann Folk.

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Wertung: 7 / 10

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