Review Uninvited Guest – Malice In Wonderland

Tja, höchst selten hat ein Bandname wohl derart zum Verriss eingeladen wie UNINVITED GUEST. So ist es nun nicht so, dass man sich als Redakteur hinsetzt und sagt: „Es ist mal wieder Zeit für eine richtig miese Kritik“, aber im vorliegenden Fall passte es einfach. Die – laut Info – britischen Senkrechtstarter in der Gothic-Szene legen drei Jahre nach ihrem Debüt „Faith In Oblivion“ nun das Zweitwerk vor und nach ausgiebigem Hören von „Malice In Wonderland“ bin ich mehr als nur froh, dass Debüt nicht zu kennen. Vorgewarnt sollte man natürlich sein, den Briten lastet wohl nicht ganz zu Unrecht der ewige Vorwurf der leichten Extravaganz an, aber im Gegensatz zu UNINVITED GUEST bevorzuge ich sogar eher noch das berühmt-berüchtigte „English Breakfast“ oder aber, wenn es mehr Qualität sein soll, „Paradise Lost“ oder „Anathema“ und Konsorten. Diese Bands zeigen nämlich, wie man düstere Musik made in the United Kingdom macht.

Es dauert vielleicht gerade mal 30 Sekunden, um festzustellen, dass UNINVITED GUEST entweder allzu britisch oder einfach zu schlecht sind. Instrumental geht man in Ansätzen wenigstens noch einigermaßen gefällig zur Sache, aber spätestens wenn der nervige Gesang von Frontmieze Dean Hathaway einsetzt, kennen die Finger entweder nur noch den Weg an die Stoptaste oder zumindest tief in die Ohren. Um sich ein Bild über die Vorgehensweise machen zu können, stelle man sich vor, dass flache Gitarrenriffs von unorginellen Keyboarduntermalungen und unabwechselungsreichen Drums getragen werden, dazu haut der Sänger eine Panikattacke nach der nächsten raus. Manchmal ist es nicht nur schade, sondern sehr schade, dass der Gesang so gar nicht zum Rest passen will, die Melodien der Gesangsführung kann man immerhin als so etwas wie einen Lichtblick bezeichnen. Naja, weitere Vorzüge sind beinahe nicht auszumachen. Einigermaßen gelungen finde ich das balladeske „Still I Miss The Man“, welches vom Krebstod des Vaters handelt (sensationell in diesem Fall das Infoblatt: „Some people visit graves, some buy flowers and some pray. Dean expressed his feelings this way“; gut, dass man auf dieses an sich ja völlig gothic-untypische Stilmittel noch einmal gesondert hinweist). Daneben rockt „Human“ noch ganz ordentlich, hat aber mit dem nicht unerheblichen Makel zu kämpfen, dass es, wie übrigens auch der Rest vom Schützenfest, mit völlig platten Texten gestraft wurde. Man kann es Hathaway ja durchaus zu Gute halten, dass er sich mit Themen beschäftigt, die in der heutigen Zeit nun einmal wichtig sind (religiös motivierte Kriege, Kindesmissbrauch, Selbstmord von unterdrückten Schülern, Homosexuellenfeindlichkeit im Iran…), aber dies könnte gerne in einer etwas subtileren Art geschehen. Beispiel gefällig? „…“ Ach ne, mach ich doch nicht – erstens behaupten viele Leute ja, Texte sind nicht so wichtig und es soll ja nun nicht so klingen, als wenn alleine die Lyrik einen Kauf verbieten würde. Außerdem möchte ich allen Wagemutigen, die sich hier rantrauen, die Chance nicht vermasseln, selber noch was richtig Übles entdecken zu können.

Zum Glück hat man aber noch den richtigen Rohrkrepierer parat, „Jack Dandy“ ist es und handelt, wie unschwer zu erkennen ist, von Jack The Ripper, den man sich als 19th Century Dandy vorstellt. Im Stile eines schlechten „Comedian Harmonists“-Abklatsches intoniert man Zeilen wie „I`ve Got Homicidal Tendencies“. Diese muss man nach „Genuss“ des Liedes auch der Band unterstellen, denn ohne schwerere Körperverletzungen kommt man hier kaum davon. Der Name ist hier also volles Programm: UNINVITED GUEST sind bei mir nicht länger willkommen, sollten sie sich nicht um eine ca. 180 °-Wende bemühen. Jeder, der bisher mindestens 4,3 Milliarden Gothic-CDs jeglicher Couleur sein Eigen nennt, darf natürlich auch hier bedenkenlos und geschwind zuschlagen, allen anderen sei gesagt: hinterher beschweren gilt nicht, ich habe Euch gewarnt.

Wertung: 1.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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