Gegründet als Hommage an die norwegische Black-Metal-Szene der 90er-Jahre mit dem Ziel, wie eine Band zu klingen, die in dieser Zeit neben Größen des Genres hätte existieren können. Eines muss man den Norwegern VALGALDR von vornherein zugestehen: Sie haben einen hohen Anspruch an sich selbst und offenbar eine Menge Selbstbewusstsein. Auf den ersten Blick erfüllt das Duo jedenfalls die gängigen Trademarks des Kult-Black-Metal: Vom Zungenbrecher-Bandnamen, der im Schriftzug nahezu bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wird, bis hin zum finsteren Schwarz-Weiß-Grau-Cover wirkt die Aufmachung schon einmal authentisch. Doch können VALGALDR mit dem Debütalbum „Østenfor Sol“ auch musikalisch ihre selbst auferlegten Standards erfüllen oder handelt es sich um einen überflüssigen Abklatsch etablierter Genrekollegen?
Bandgründer Jon Embalmber, der bei VALGALDR für Gesang und Gitarre zuständig ist, sowie Kvalvaag, sein Mitstreiter am Tieftöner und Schlagzeug, wissen jedenfalls, wovon sie sprechen und durchaus auch, wie norwegischer Black Metal, der an die sogenannte „zweite Welle“ aus den 90ern anmutet, zu klingen hat. Recht simple, aber bisweilen sehr eingängige Riffs (man beachte das Hauptmotiv des Openers „Tusen Stener“), die sich trotz des nicht gerade auf Hochglanz getrimmten Sounds deutlich heraushören lassen und eine nicht allzu hoch, aber energetisch keifende Stimme sind die Grundzutaten, aus denen VALGALDR die acht Songs ihrer ersten Platte zusammensetzen. Der Gesang ist generell ein großer Pluspunkt des Albums, weil er einerseits schön schwarzmetallisch klingt, aber auch etwas Eigenständigkeit innerhalb des typischen gesanglichen Klangspektrums des Genres bietet. In „Over Fjellheimen“ überrascht Jon Embalmber gegen Ende der Platte zudem durch Klargesang, der nicht unbedingt nötig gewesen wäre, aber gekonnt eingesetzt wird.
Die Geschwindigkeit ist größtenteils im oberen Bereich angesiedelt, was der Scheibe einen mitreißenden Charakter verpasst, auf lange Sicht jedoch auch für etwas Eintönigkeit sorgt. Ausgebremst wird „Østenfor Sol“ lediglich in vereinzelten Momenten wie „Aske Til Aske“, wobei „ausgebremst“ hier im zweifachen Sinn zu sehen ist, weil die Nummer, welche die sonst eigentlich sehr überzeugende erste Albumhälfte abschließt, qualitativ nicht an die vorherigen heranreicht und so die Stimmung, die die ersten drei Songs aufbauen, etwas einreißen lässt. Auch das abschließende „Begravelsesferd“ kann nicht vollends überzeugen, da hier der erneut auftretende Klargesang störend wirkt und der Song unnötig auf knapp acht Minuten ausgedehnt wird. Die beiden Musiker bieten ansonsten jedoch stimmige und gut gelungene Nummern, insbesondere das Eröffnungs-Duo „Tusen Stener“ und „Et Slott I Skogen“ sowie „Over Fjellheimen“ lassen sich als Highlights nennen, die innerhalb des Genres klassische Kost darstellen, sich aber letztlich genau deswegen ohne Umschweife ins Herz des geneigten Schwarzheimers spielen können.
VALGALDR leisten sich auf ihrem Erstling keine gravierenden Fehler und liefern ein hörenswertes Old-School-Black-Metal-Werk ab. Obgleich man in Sachen Atmosphäre (noch?) nicht ganz an die großen Genrevorbilder heranreicht, ist „Østenfor Sol“ gerade für ein Debütalbum eine ansprechende Leistung und auch sonst ein empfehlenswerter, nostalgischer Ausflug in schwarzmetallische Gefilde, mit dem jeder, der sich für traditionellen Black Metal begeistern kann, nicht viel falsch machen wird.
Wertung: 7.5 / 10