Review Vex – Memorious

„Memorious“ bedeutet übersetzt so viel wie „leicht zu merken“. Deshalb sieht man auf dem Cover von „Memorious“ vermutlich auch so wenig. Als Motto ist dieser Albumtitel gar nicht verkehrt gewählt, denn Musik, an die man sich erinnert, die will doch jeder Musiker machen, sicher auch die US-Amerikaner VEX.

Auf ein bestimmtes Genre wollen sich VEX schon wie auf dem Debüt „Thanatopsis“ nicht genau festlegen. „Memorious“ ist eine Irrfahrt durch die extremen Wässer; mal schippern die Texaner im Toten Meer, manchmal im Schwarzen, angetrieben von thrashigen bis progressiven Winden. Resultat ist ein Wechselspiel aus diversen Klangexperimenten, denen eine gewisse schwere und warme melancholisch-melodiöse Grundstimmung gemein ist.
Obgleich Substil-Cocktails mitunter dazu neigen, in einem barocken Wirrwarr aus unterschiedlichsten Liedern zu enden, gelingt es VEX mithilfe ihres Sounds und ähnlicher Song-Strukturen, das Gefühl der Einheit aufrecht zu erhalten. Wiederkehrende ruhige Melodien und träge Passagen mit deutlichem Bass, verschiedene Riffs verwoben zu langen Instrumentalteilen – Merkmale, die sich durch das komplette Album ziehen. Aber trotz der zahlreichen Tempowechsel und Genre-Facetten stellt sich bei Titeln wie „Terra Soar“, „Carve My Eyes“ und „No Such Thing“ spätestens aber der Hälfte eine schnöde Langeweile ein, irgendwie scheint die Band um den heißen Brei herum zu spielen ohne wirklich zum „Thema“, einem magischen Moment, zu gelangen.
Immerhin ist die Auswahl an Riffs von schwer über schnell bis treibend sehr vielfältig, wer gern ausgefeilte Soli hört, wird jedoch enttäuscht werden. Sänger Joe Jackson growlt und screamt in so ziemlich jeder Tonhöhe, die ihm gefällt und macht dabei eine bessere Figur als sein Vorgänger Orlando Perez. Auf „Spectral Nation“ und „Those Days Are Gone“ haben sich sogar Clean Vocals eingeschlichen, die etwas sehr Schwermütiges an sich haben und im Kontext fast schon unangebracht rüberkommen. Die drei Instrumentals auf dem Album verraten sich bereits durch ihre kurze Spieldauer. Während „Astride A Grave“ von seinem Spannungsaufbau lebt (der noch vor dem Erreichen eines Höhepunktes leider jäh endet) und „Away From The Sun“ als überlanges Intro für „Wasteland“ fungiert, dümpelt „Solace In Sleep“ in seiner unerträglichen Tragik vor sich hin und wirkt in erster Linie wie eine Zusammenfassung aller ruhigen Passagen auf „Memorious“.

VEX haben viele Ideen, fahren damit dummerweise aber im Kreis. Der Sound und die interessante Atmosphäre machen „Memorious“ oberflächlich ganz nett, schon nach wenigen Durchläufen aber ausgesprochen unspektakulär bis langweilig. Nicht wirklich schlecht, aber eben doch zu wenig für ein ordentliches Scheibchen erinnerungswürdigen Metal.

Wertung: 6 / 10

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