Review Vinterforest – Aarstider

  • Label: Black Tower
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Mit 18, da hat man noch Träume. In diesem zarten Alter befindet sich der Kopf hinter VINTERFOREST, ein Jüngling aus der holsteinischen Provinz. Vor einigen Jahren bereits beschloss Graishak, eine Einmann-Band zu gründen, und mit „Aarstider“ dürfte das Projekt die ein oder andere Kinnlade herunterklappen lassen.

Auch wenn es der Name vermuten lässt, ist „Aarstider“ – skandinavisch für Jahreszeiten – nicht in einer nordischen Zunge gedichtet, sondern ein vollständig deutsches Album. Die Nummerierung der Songs lässt ein Konzept vermuten, doch die Texte weisen nicht wirklich auf ein durchgehendes Thema hin. Sie beschränken sich vielmehr auf szenetypische Lyrik mit pseudo-tiefsinnigen Fragen, Schwermut und Klagen. „Verlust“ könnte so etwas wie ein Motiv sein, wie es auch in „V – Rastlos“ und „VI – Sturmes Wut“ durchscheint, wenn in beiden Songs eine Mädchenstimme förmlich aus dem Nebel ruft.

Kann man die Texte vielleicht nicht als übermäßig anspruchsvoll bezeichnen, verpassen aber Passagen wie die erwähnte weibliche Stimme dem Album einen großen Tiefgang. „Aarstider“ präsentiert sich sehr vielschichtig mit langen Songs, abwechslungsreichen Riffs und Tempowechseln. Akustikpassagen lockern das Klangbild weiter auf. Dazu ist die Platte auf hohem Niveau produziert und setzt mit angenehm aufgerautem Sound die richtigen Akzente. Graishak verfügt noch dazu über ein beachtliches Stimmorgan, welches viele Varianten des Growling ebenso beherrscht wie mächtigen Klargesang. Von schrillen Klagen bis zu erhabenen Einmann-Chören ist auf „Aarstider“ alles zu hören.

Vor allem aber die atmosphärische Dichte ist die größte Stärke von VINTERFORESTs Debüt: Passagen wie die zweite Hälfte von „III – Klagelied“ oder das gesamte „VI – Sturmes Wut“ sind wahrhaft gänsehautverdächtig. An dieser Stelle möchte ich meinen Hut vor der Leistung des Holsteiner Jungen ziehen, der mit seinem sehr jungen Alter eine erstaunliche musikalische Reife in sein Werk fließen lässt. Abgesehen höchstens vom etwas plumpen „IV – Falkenauge“ kann man keinen Song als Schwäche ausmachen. Etwas schade ist, dass die Musik nicht durch ebenso gute Texte abgerundet wird, aber da jammern wir schon auf hohem Niveau. Freunden von atmosphärischem Black Metal mit Pagan-Note kann „Aarstider“ uneingeschränkt ans Herz gelegt werden.

Wertung: 9 / 10

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