Alle Achtung! Innerhalb von vier Werktagen erreicht mich eine vorangekündigte Sendung des australischen Labels Aurora Australis Records. Manchmal wäre ich froh, wenn Inlandsendungen so zuverlässig wären, wie diese vom anderen Ende der Welt.
Die hier besprochene Band VOLUSPAA stammt aber überraschenderweise aus diesen Breiten, genauer aus Norwegen. Sie wurde schon 1994 gegründet, hat seitdem vier Demos veröffentlicht, und „Asa“ ist nun das erste reguläre Album. Für Gastbeiträge konnten einige im Genre bekanntere Musiker gewonnen werden wie Sareeta von Ram-Zet für die Violinenparts, Hildr Valkyrie (Folkearth) für Chor oder Eldur von Fortid als Sprecher der altnordischen Texte.
VOLUSPAA fröhnen einer epischen Form des Pagan Metal. Im Mittelpunkt stehen die Melodielinien, die zumeist heroisch anmuten, aber auch interessante Übergriffe in traditionell-besinnlichere und atmosphärische Bereiche bieten. Die schwarzmetallische Seite wird natürlich nicht vollständig außer Acht gelassen. Dennoch sind so richtig dynamische Parts meist von kurzer Dauer und münden in der Regel zurück in das episch angelegte Songkonstrukt.
Zumeist sind die Übergänge zwischen unterschiedlich energischen Parts auch stimmig, ein paar Mal finde ich es aber auch zu abrupt. Es wirkt dann so ein wenig wie Holzhammermethode. Wo man den Norwegern nichts vormachen kann, sind die Melodienlinien. Besonders die Mainmelodien, die sich anhand einprägsamer Riffs durch die Stücke ziehen, gefallen mir gut. Zum Teil ergänzen sich Melodien aufeinanderfolgender Songs, was dann eine recht harmonische Einheit ergibt.
So fällt es allerdings schwer, ausgesprochene Anspieltipps zu nennen. Auch wird insgesamt ein gutes Songniveau gehalten, ohne Ausbrüche in eine Richtung. Abgesehen von den paar angesprochenen holprigen Übergängen, gibt es beim Songwriting nichts großartig zu meckern. Richtig herausragende Tracks sind Fehlanzeige. VOLUSPAA haben mehr Augenmerk auf ein durchgehend zueineander passendes Konzept gelegt, als auf das Schaffen einzelner, großer Hits. Durch das Fehlen entsprechender Infos und das Nichtbeherrschen der norwegischen Sprache kann ich keine Rückschlüsse über die Texte ziehen, doch scheinen sie rein vom einander Zuspielen der Melodien und Konstrukte eine fortwährende Geschichte zu erzählen. Es ist dadurch auch sicherlich wichtiger, das Werk in seiner Gesamtheit zu erfassen und auf sich wirken zu lassen, als um jeden Preis nach einzelnen Anspieltipps zu suchen.
Es geht VOLUSPAA auch darum, den Hörern die Atmosphäre ihrer Heimat, die Emotionen der nordischen Menschen und die Eindrücke der skandinavischen Natur und der Umgebung näherzubringen. Das Ganze vor dem Hintergrund einer Wikingergeschichte. Dass ihnen auch das gut gelingt, ist ein weiterer Aspekt, der positiv in die Bewertung einfließt.
Technisch ist „Asa“ im Großen und Ganzen gelungen. Die harschen Vocals finde ich persönlich jetzt wenig markant, wenngleich es hier auch schwer fällt, Akzente zu setzen. Manchmal fehlt aber ein bisschen die Ausdruckskraft. Gerade in einer druckvollen Instrumentalphase kann sich der Gesang nicht so gut durchsetzen. Bei den heroischen Clean-Gesängen, den Chören und der gelegentlichen weiblichen Gaststimme gibt es dagegen nichts auszusetzen.
VOLUSPAA verzichten auf fröhliche Schunkelmelodien, großartige Schlachten-Hymnen, Humppa-Rhythmen und Eingängigkeit. Wer sich aber auf eine epische und vielschichtige Atmosphäre mit komplexeren Arrangements im Pagan-Sektor einlassen kann, wird mit „Asa“ ein wirklich gutes Album entdecken, das sich auf jeden Fall anzutesten lohnt.
Wertung: 7.5 / 10