Review Winger – Seven

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Hard Rock

Bereits mit ihrem zweiten Album „In The Heart Of The Young“ (1990) gingen WINGER durch die Decke: „Can’t Get Enough” fegte durch jede Rockdisco und mit „Miles Away“ beinhaltet das Album eine der größten Rock-Balladen aller Zeiten. So ganz nebenbei ist mit „Rainbow In The Rose“ auch noch ein weiterer ganz großer Song der Jungs um Kip Winger auf dem Album vertreten. So richtig abgeliefert hat die Band allerdings erst mit dem Drittwerk „Pull“ (1993). Für viele Fans ist dieses Album, auch 30 Jahre später, das Album, das man jedem als erstes empfehlen würde, wenn er die Musik von WINGER kennenlernen möchte.

Mit den eingetretenen Veränderungen im Musikbusiness und dem kollektiven Wandel beim Musikgeschmack erwies sich „Pull“ allerdings als kommerzieller Flop und besiegelte vorerst das Ende der Band. Erst 2006 kehrten WINGER mit „Winger IV“ zurück, es folgten mit „Karma“ (2009) und „Better Days Comin“ (2014) zwei Alben, die die Formation deutlich griffiger zeigen und mit hochkarätigen Songs überzeugen können. Anno 2023 legten WINGER ihr siebtes Studioalbum nach, sinnigerweise schlicht „Seven“ betitelt.

Der Opener „Proud Desperado“ wurde bereits vorab ausgekoppelt und sorgte im Internet gleich für erheblichen Gesprächsstoff: Zumindest die langjährigen Fans scheinen mit dem Song nicht durchweg zufrieden. Zwar hat der mit Songwriter-Ikone Desmond Child verfasste Song mit seinen cool arrangierten Gesangsparts und dem klebrigen Refrain durchaus seinen Charme, im Kontext der restlichen Songs auf „Seven“ erweist er sich allerdings tatsächlich als Skip-Kandidat.

Springen wir gleich zum Abschluss des Albums, denn die zweite vorab ausgekoppelte Single, „It All Comes Back Around“, zeigt WINGER in kompositorischer Höchstform. Über sechs Minuten erstreckt sich dieses Juwel eines Songs. Ein langsames, von Piano und ruhiger Stimme getragenes Intro baut sich immer weiter auf und mündet in einen unvergesslichen Chorus. Zum Schluss zeigt ein atemberaubendes Solo, warum Reb Beach als einer der gefragtesten Gitarristen unserer Zeit gilt. Nur wenige seiner Zunft können technische Raffinesse und Gefühl derart miteinander verbinden. Allein dieser Song ist die Anschaffung des Albums wert!

Dazwischen liegen zehn weitere Songs, die niemanden enttäuschen werden, der WINGER auch bisher zu seinen Favoriten zählt. Auf ihre Art überzeugen auch die etwas sperrigen Songs wie „One Light To Burn“ (was für ein Riffing und was für Übergänge in den Gesangsarrangements – ganz zu schweigen vom Drumming!). Auch „Do Or Die“ ist sperrig, gar keine Frage – hat aber einen Refrain, der sich nachhaltig in den Gehörgängen festsetzt. Selbst das noch kompliziertere „Time Bomb“ hat sich mittlerweile dort fest eingenistet. Im Vergleich zu diesen „Herausforderungen“ fällt das brettharte „Stick The Knife In And Twist“ etwas ab, da es zwar mächtig voranschiebt und ordentlich groovt, dadurch aber auch auf seine gut drei Minuten recht gleichförmig durchläuft.

„Seven“ ist ein Album, das sich erst nach mehrfachem, intensivem Anhören erschließt und darum für den Melodic-Rock-Puristen nicht unbedingt zu empfehlen! Wer allerdings ausschweifenden Hard Rock auf seinem musikalischen Speiseplan stehen hat, der von absoluten Könnern ihres Faches perfekt eingespielt und produziert wurde, bekommt mit „Seven“ die absolute Vollbedienung. „Seven“ wächst mit jedem Durchgang. Letztendlich ist es bei WINGER also wie mit einem guten Rotwein: Mit dem Alter kommt die Reife!

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jörg Edelmann

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