Review Wisdom Of Crowds – Wisdom Of Crowds

Zusammenschlüsse bekannter Musiker scheinen zur Zeit recht populär zu sein. Das neueste Projekt dieser Art stellt die britisch-schwedische Kombination WISDOM OF CROWDS dar, kollaborieren hier doch Bruce Soord (The Pineapple Thief) und Jonas Renkse (Katatonia). Dem Infoschreiben ist zu entnehmen, dass Soord die Lieder ursprünglich tatsächlich für Renkses Stimme geschrieben hat, eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.

Eine Mischung aus den beiden Hauptbands kann man sich sicher schwer vorstellen und gerade deshalb klingt WISDOM OF CROWDS genauso. Hört sich erstmal paradox an, aber man kann wohl behaupten, dass man sich auf die jeweiligen Stärken konzentriert hat und sie im Großen und Ganzen auch gut umgesetzt. Heißt unter dem Strich: relaxte Songs, häufige akustische Zwischenspiele, hier und da etwas Elektronik und ein wohl dosierter Hauch Melancholie. Klar, um diese kommt man bei Renkses Grabesstimme einfach nicht drum herum, aber irgendwie ist die Musik hier wesentlich weniger traurig als bei Katatonia, teilweise versprüht sie sogar so etwas wie Lebensfreude.
Nun muss niemand vor Musik mit Spaßfaktor Angst haben, vielleicht wäre lebensbejahend auch die bessere Umschreibung. Es ist aber so, dass man immer dann, wenn es musikalisch in allzu tiefe Depressionen abzudriften droht, einen Funken Hoffnung einstreut. Ansonsten setzt man klar auf eingänige Songs mit progressiven Strukturen. Der nächste vermeintliche Wiederspruch? Auch das nicht. Denn einerseits sind die Lieder gerne mal im Bereich von sieben oder acht Minuten Spielzeit angesiedelt und weisen entsprechend häufig Stimungs- und Melodiewechsel auf. Ebenso variiert man geschickt zwischen Härte und ruhigen Momenten, die akustische und die verzerrte Gitarre gehen Hand in Hand. Anteilsmäßig stärker vertreten sind dabei zwar die klaren Sechssaiter, aber den einen oder anderen Ausbruch gönnt man sich dann doch.
Auf der anderen Seite liegt der Fokus aber fast noch stärker darauf, die Lieder mit Wiedererkennung zu versehen. So ist es wenig verwunderlich, wenn das eröffnende „Pleasure“ oder das großartige, das Album abschließende „Flows Through You“ trotz opulenter Spielzeit und einer ebensolchen Ausstattung ziemlich flott ins Ohr gehen.

Sicherlich sollte man sich als potentieller Käufer der Protagonisten bewusst sein. Es soll durchaus Menschen geben, die mit Renkses Stimme beispielsweise nicht viel anfangen können und die sollten dringend die Finger von „Wisdom Of Crowds“ lassen. Mit The Pineapple Thief kenne ich mich nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, was Fans dieser Band von WISDOM OF CROWDS halten sollen. Ebenso fällt es mir schwer, wirkliche Kritikpunkte auszumachen, außer vielleicht dem alten Leid, dass es keinen wirklich herausragenden Song gibt. Einen echten Hit, ein Lied, welches man auch zehn oder zwanzig mal am Stück hören möchte, fehlt „Wisdom Of Crowds“. Bei einem Debütalbum dieser Qualität sollte man aber nicht bange sein, dass es beim nächsten Mal dann nicht doch klappen könnte. Reinhören sollte man auf jeden Fall mal, wenn man düstere, progressive Musik prinzipiell für gut befindet.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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