Metal aus Tschechien, auch nicht schlecht! Leicht beschämt muss ich zugeben, sonst kaum eine Band aus unserem östlichen Nachbarland benennen zu können. Es soll über tausend davon geben, sagen die Archive, mir kaum bisher kaum etwas davon unter. Nun, Länderschubladen sind eh nur begrenzt hilfreich – schauen wir mal, was WYRM so können.
Die immerhin schon seit 15 Jahren existierende Truppe produziert, passend zu ihrer Herkunft aus dem nordböhmischen Industriegebiet, einen ziemlichen Dreck. Besser gesagt ist der Sound auf „Rune Rider“ ziemlich schmutzig. Wer bei dem Begriff „Rune“ im Titel auf Pagan-Kram schließen würde, liegt ein gutes Stück daneben. WYRM haben sich vielmehr dem Black’n’Roll verschrieben und klingen über weite Strecken ziemlich skandinavisch, Bands wie Vreid lassen grüßen. Vor allem Mormos Grabesstimme erinnert stark an die Windir-Nachfolger.
Allerdings können die Tschechen nicht nur geilen Rotzrock wie den Opener oder den schweinestarken Doppelpack „Ballet For The Antichrist“ und „Fucked In The Grave“. Bei solchen Nummern rotiert die Bierflasche in der Hand, die Rübe kreist – kurzum, es klatscht. Der Titelsong hingegen oder die letzten Tracks auf der Platte sorgen für das, was vielen Bands des Genres abhanden kommt – die notwendige Abwechslung. Da kann mal eine Hammondorgel zu hören sein, ein dezenter Chor oder akustische Gitarren. Mit solchen, immer wieder geschickt eingestreuten Stilmitteln entgehen WYRM der Gefahr, sich nur auf ihre gnadenlos wirkungsvollen backbeat-gefütterten Stumpf-Riffs zu verlassen.
Freilich versucht kein Song, irgendwie progressiv zu sein. Die Böhmen gehen klar erkennbar ihren Weg und erschaffen mit „Rune Rider“ ein absolut hörenswertes Album, das angenehm nach Asche und Suff schmeckt und dennoch nicht so schnell Abnutzungserscheinungen zeigt. WYRMs drittes Langeisen könnte vielleicht etwas länger als 38:21 Minuten sein, ist aber ein starkes Stück Black’n’Roll geworden, das durchaus mehr Aufmerksamkeit verdiente.
Wertung: 8.5 / 10