Manchmal kommen einem so CDs auf den Tisch, die tatsächlich eine ganze Wagenladung Fragezeichen in den Augen hervorrufen. So geschehen, als mir letztens bei einer Promolieferung eine CD von einer Band namens XICON entgegen purzelte. Von denen hatte ich bis dato noch nie was gehört, also war ein wenig Recherchearbeit gefragt. Und da stieß ich dann darauf, dass XICON aus der Schweiz kommen und 1998 unter dem Namen The Nightshade gegründet wurden, in Eigenregie eine CD namens „Nebula Trance“ rauskloppten und darauf wohl melodischen Death Metal zockten, sich dann auflösten und 2006 unter dem neuen Namen und mit neuem Drummer wieder zusammenfanden. Dann kam das Debutwerk „Theogony“ heraus… äh… nur wann und über wen ist die Frage. Das Promoexemplar listet 2006 und sieht aus wie eine Eigenproduktion, die Metal Archives behaupten was von 2007 und über das Label Lautstark Music. In beiden Fällen ist es eine berechtigte Frage, wieso das Ding eigentlich jetzt erst auf meinem Schreibtisch liegt, aber eigentlich isses wurscht, wenn ich eine Promo bekomme, dann reviewe ich die auch gewissenhaft.
Wobei mir das im Falle von XICON ausgesprochen schwer fällt. Denn der erste Hördurchlauf war… sagen wir mal „überraschend“. Mir wurde eine Mixtur aus Death und Thrash Metal versprochen, was ich eigentlich bekommen habe weiß ich immer noch nicht. Der Opener „Protoplaston“ eröffnet mit sanften Keyboardklängen und leitet dann zu relativ groovigem aber doch eher gemäßigtem Metal-Geriffe über, Palm-Mute-Geshredde, Breakdowns, die Vocals aus der Kehle von Dave erinnern mich ein wenig an Kollege Vorph von Samael, die ja auch aus der Schweiz kommen… Ein Muster? Vielleicht, auf jeden Fall war ich dann vollends überrascht, als im Refrain auch noch orientalisch anmutender weiblicher Gesang eingeflochten wurde. Was zum…?
Auch im Folgenden bleibt mir jeder Anflug von Thrash oder Death Metal vollends verborgen, hin und wieder klingen die Knaben aus Montreux relativ stark nach Darkseed, dann wieder (bei „Ego“ zum Beispiel) nach den Griechen von Rotting Christ zu Zeiten der „A Dead Poem“ oder kurz danach. Das klingt jetzt zwar alles ziemlich konfus, aber eins ist es auf keinen Fall: schlecht. So gewöhnungsbedürftig der Stilmix, den XICON auffahren, auch sein mag, er geht doch irgendwie gut ins Ohr und bleibt hängen. Wirklich, an eingängigen Momenten mangelt es dem Fünfer nicht.
Der Refrain von „All Flesh And Smoke“ beispielsweise outet sich schon nach wenigen Durchläufen als absoluter Ohrwurm, vor allem der „Chor“ macht einen verdammt guten Eindruck. Auch „Exit The Line“, „Pandora“ oder „Ego“ setzen sich nach kurzer Zeit erbarmungslos in den Gehörgängen fest und laden irgendwie zum Mitgröhlen ein. Und ist es nicht genau das, was eine CD normalerweise gut macht? Wenn sie Spaß und Freude verbreitet und man sie gern hört, ja, das könnte so wohl stimmen. Und das trifft auf „Theogony“ auch voll und ganz zu.
Und auch ansonsten leisten XICON sich keine Patzer. Handwerklich ist hier alles mindestens mal sehr ordentlich, die Produktion ist transparent und druckvoll, Daves Gesang kommt gut durch, aber auch alle anderen Instrumente sind sehr hörbar, Nackenbrecher werden zwar keine geboten, aber dafür sehr groovige Kopfnicker. Kurzum: Alles prima im Hause XICON. Wenn ich nur wüsste, was zum Geier das jetzt für ein Genre ist…
Wertung: 8.5 / 10